Im Senegal darf ein Mann bis zu vier Ehefrauen haben. Und das, obwohl das Land ein fast geschlechterparitätisch besetztes Parlament hat und viele Frauen durchaus modern leben. Sie haben eine gute Bildung und Jobs. Trotzdem leben bis heute 44 Prozent der Frauen im Senegal in einer Vielehe.
Heiraten als Geschäft
Angela Köckritz hat zeitweise im Senegal gelebt und viel zur Polygamie dort recherchiert. So sagt sie, dass in dem Land durchaus Vorstellungen von romantischer Liebe existierten, Hochzeiten dennoch oft eher unromantisch ablaufen. Im Fall einer ihr bekannten 28-Jährigen beispielsweise. Diese sei von der Familie unter Druck gesetzt worden, endlich zu heiraten. Also hat sie den „Posten“ als Zweitfrau eines Imams angenommen, der in Paris lebt. Er selbst erscheint nicht mal selbst zur Hochzeit, sondern hat einen Freund als Stellvertreter hingeschickt. Ein Prozedere, das an den geschäftlichen Besuch beim Notar erinnert.
Polygamie und Ökonomie
Das Konzept der Polygamie hat mit dem früheren Vorteil dieser Lebensform für die bäuerliche Schicht im Senegal zu tun. Sie profitierten davon, viele Frauen und Kinder zu haben, die bei der Feldarbeit helfen konnten. Doch bis heute geht die Polygamie auch in Großstädten wie Dakar nur wenig zurück. Und das, obwohl der Lebensstil für den Mann oft ruinös ist, während die Frauen unter der Konkurrenz untereinander leiden.
Über die Polygamie im Senegal und die ökonomischen Hintergründe hat Angela Köckritz im brand eins-Podcast mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert gesprochen.