Ausnahme in der systemischen Benachteiligung
Aus einer Familie von migrantischen Arbeiterinnen und Arbeitern kommend, hat Betiel Berhe ein Wirtschaftswissenschafts-Studium abgeschlossen und arbeitet heute als Ökonomin und Anti-Klassismus- und Anti-Rassismus-Trainerin. Sie weiß aber: Damit ist sie die Ausnahme.
Viel lieber möchte sie die Privilegien, die sie heute hat, dafür nutzen, um die nahezu unsichtbaren Mechanismen und systemischen Benachteiligungen aufzuzeigen, die dazu führen, dass es als migrantisches Arbeiterkind so schwierig ist aufzusteigen. Und das hat sie nun auch als Autorin getan. Mit ihrem Buch: „Nie mehr leise. Die neue migrantische Mittelschicht“ beschreibt sie ihre eigenen Erfahrungen und fordert einen neuen Diskurs zu Klasse und Rassismus in unserer Gesellschaft.
Mythos Mittelschichtsgesellschaft
Neben dem Mythos „alle können alles schaffen“ hält sie auch die Annahme, dass Deutschland eine Mittelschichtsgesellschaft ist, für einen Mythos.
Und was ist der Unterschied zwischen der „neuen migrantischen Mittelschicht“ und dem, was wir in Deutschland herkömmlich unter Mittelschicht verstehen?
Über „die feinen Unterschiede“ und wie wir umdenken können, nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in Unternehmen und im System Schule, um eine gerechtere Gesellschaft zu bauen, darüber spricht Betiel Berhe mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert. Das Gespräch wurde auf der Leipziger Buchmesse aufgezeichnet.