Flop oder Bestseller?
Einige Romane werden zu Bestsellern, andere floppen auf dem Büchermarkt. Lektorinnen und Lektoren müssen im Voraus einschätzen, welche Manuskripte eine besondere Qualität oder das Zeug zum Kassenschlager haben. Keine leichte Aufgabe, vor allem in Hinblick auf geschätzt vier Millionen Manuskripte, die bei Verlagen jährlich eingereicht werden. Deshalb hat Gesa Schöning zusammen mit dem Mathematiker Ralf Winkler die Firma Qualifiction gegründet und eine künstliche Intelligenz entwickelt, die den Erfolg von Büchern vorhersagen soll. Aber kann künstliche Intelligenz tatsächlich beurteilen, was Menschen gerne lesen?
Ein Roman pro Minute
Die künstliche Intelligenz von Qualifiction heißt Lisa, der Name steht für Literatur Screening und Analytik. Die Software hat den Vorteil, dass man sie mit tausenden Texten füttern kann: Lisa hat den Angaben nach schon mehr als 50 000 Romane gelesen, für einen braucht sie ungefähr eine Minute. Nach dem Hochladen prüft der Algorithmus das Manuskript auf Bestseller-Eigenschaften: wenige Adjektive, ein Wechsel zwischen düsterer und heiterer Atmosphäre und gut ausgebaute Nebenfiguren zum Beispiel. Ein Patentrezept für Bestseller liefert Lisa aber nicht. Und auch bei einer sehr belesenen künstlichen Intelligenz können Bücher durchs Raster fallen: Sebastian Fitzeks „Passagier 23“ bescheinigt Lisa etwa kein besonderes Bestsellerpotenzial. Lisa kann also helfen, literarische Perlen aus der Flut an Manuskripten herauszufischen. Was gute Literatur ist, müssen am Ende aber trotzdem Menschen entscheiden.
Was analysiert Lisa genau, bevor sie entscheidet, welches Buch Bestsellerpotenzial hat? Mit welchen Romanen wird die künstliche Intelligenz gefüttert? Und müssen Lektorinnen und Lektoren sich jetzt fürchten, dass in Zukunft eine Software ihren Job macht? Das fragt detektor.fm-Moderator Christian Bollert die Mitgründerin von Qualifiction, Gesa Schöning.