Das digitale Auktionshaus
Christie’s ist eines der traditionsreichsten Auktionshäuser und wahrscheinlich auch denjenigen ein Begriff, die wenig mit Kunst am Hut haben. 2021 hat ein Mega-Deal für viel Aufsehen gesorgt. Christie’s hat das digitale Werk des Künstlers Beeple für 69 Millionen US-Dollar versteigert.
Das Kunstwerk, das aus vielen kleineren Bildern besteht, ist mit einem Non-Fungible Token, kurz NFT versehen — eine Art digitales Echtheitszertifikat. Das heißt, wer es ersteigert hat, dem gehört es auch. detektor.fm kann zwar ein Bild davon teilen, aber das ist eben nicht das Original.
Die erfolgreiche Auktion des Beeple-Werks kann sich auch Dirk Boll auf die Fahnen schreiben. Denn er hat als ehemaliger Präsident von Christie’s für Europa, den Nahen Osten und Afrika diese Auktion verantwortet.
Dirk Boll ist sehr optimistisch, was den Boom der NFTs angeht. Er bezeichnet sie als Geburtsstunde einer neuen Ära der Kunstgeschichte. Als Speaker tritt er Ende September bei der Mediatech Hub Conference 2022 in Potsdam auf, um über die Entwicklung der NFTs zu sprechen — wie sie den Kunstmarkt auf den Kopf stellen und was wir von ihnen noch erwarten können.
Wem gehört die Kunst?
An den Siegeszug von NFTs auf dem internationalen Kunstmarkt hat sich schnell die Hoffnung geknüpft, dass sie den Markt verändern. Dass es beispielsweise für Künstlerinnen und Künstler einfacher würde, mit der Kunst auch Geld zu verdienen. Für die Künstlerschaft sei auch die Frage nach der Niedrigschwelligkeit in der Herstellung relevant, ebenso die Fragen der dezentralen Kontrolle oder eben auch die Erlösbeteiligung, sagt Dirk Boll.
Passen aber die klassischen Marktstrukturen des Kunstmarktes und der NFT-Markt zusammen? Welche Rolle spielen NFTs für den Kunsthandel heute und für die Auktionshäuser in der Zukunft? Darüber spricht detektor.fm-Moderator Christian Bollert mit Dirk Boll. Er war Präsident des Auktionshauses Christie’s und entwickelt nun Strategien, um Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zu vermarkten.