Kapitalismus – ein Kampfbegriff
Manchmal reicht ein einziges Wort und schon beginnt eine hitzige Diskussion. Im brand eins-Team ist das bei der ersten Redaktionskonferenz zur neuen Ausgabe passiert. Der Auslöser: Das Wort „Kapitalismus“, der aktuelle Heft-Schwerpunkt. Viele seien für „Marktwirtschaft“ gewesen, das habe aber vor allem für die Jüngeren zu sehr nach Kompromiss geklungen. Doch warum polarisiert der Begriff so?
Kapitalismus sei eigentlich nicht der Name eines Wirtschaftssystems, sondern der einer Kritik, sagt Lars Neth. Er hat Philosophie und Literatur in Glasgow und Tübingen studiert und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Philosophie-Lehrstuhl der Universität Tübingen. Neth erforscht die Begriffsgeschichte des Kapitalismus und hält fest: Mit dem Begriff schwinkt immer eine Wertung mit.
Eine sachlichere Debatte
Neth schlägt vor, diese beiden Aspekte zu unterscheiden, um eine differenziertere und liberale Form der Kapitalismuskritik zu ermöglichen. Denn die klarste und einfachste Kritik an Klassenverhältnissen hängt für ihn zusammen mit der Freiheit des Einzelnen, dem auch die Früchte seiner Arbeit gehören. Das ist gewissermaßen die Synthese von liberalen und linken Ansichten.
detektor.fm-Moderator Christian Bollert und Lars Neth versuchen eine Begriffsentwirrung, sprechen über die Kapitalismusdebatte im Wahlkampf und zeitgemäße Kapitalismuskritik.