Bei Diskussionen um Smartphones und Digitalisierung im Allgemeinen wird gern die Verdummungs-These bemüht. Oder das Beispiel des Goldfischs, der mittlerweile eine längere Aufmerkamkeitsspanne hat als wir Menschen. Die Neurowissenschaftlerin Maren Urner wünscht sich ein differenzierteres Bild: Durch die Digitalisierung können wir Aufgaben auslagern und haben dafür Kapazitäten für andere Dinge.
Maren Urner hat in London promoviert und ist seit 2019 Professorin für Medienpsychologie an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln. Außerdem ist sie Autorin von Büchern wie „Raus aus der ewigen Dauerkrise“ und hat „Perspective Daily“ mitgegründet, ein Online-Magazin für konstruktiven Journalismus. Wichtig ist ihr die Frage, wie wir die Ressourcen unserer Gehirne nutzen wollen.
Künstliche Intelligenz hilft
Denn eines ist unbestritten, künstliche Intelligenz hilft längst im Alltag. Zum Beispiel bei der Früherkennung und Diagnose von Krankheiten, sei es in der Radiologie oder der Psychologie. Depressionen oder andere psychische Leiden etwa können anhand der Stimme durch digitale Sprachanalyse erkannt werden.
Urner beobachtet gerade in Deutschland eine hohe Technikskepsis, plädiert aber dafür, die Chancen zu sehen. Wenn weniger Zeit in Diagnosen gesteckt werden muss, könnten Fachkräfte diese nutzen, um bessere Therapien zu entwickeln oder sich intensiver um die Patienten und Patientinnen zu kümmern.
Digitale Selbstbestimmung
Bestes Beispiel dafür ist aktuell Facebook: Die Whistleblowerin Frances Haugen sagt, das Unternehmen säe Zwietracht und schwäche unsere Demokratie. Die Feed-Algorithmen sind geheim.
detektor.fm-Moderator Christian Bollert und Maren Urner im Gespräch über digitale Selbstbestimmung und eine Transparenzpflicht für Digitalkonzerne.