Großraum oder Zellenbüro? Kickertisch oder Kaffeeautomat? Billige Sperrholzplatten oder schwere Holzmöbel? Wie auch immer Unternehmen ihre Büroräume gestalten, sie verraten damit etwas über sich, sagt Martina Löw. Sie forscht an der Technischen Universität Berlin dazu, wie Räume das soziale Miteinander prägen und gesellschaftlichen Wandel abbilden.
Der Raum wird vielfältiger
Bei Arbeitsräumen ist diese soziale Dimension besonders interessant. Schließlich haben die Verhaltensregeln in der Pandemie dafür gesorgt, dass sich auch das Homeoffice und digitale Konferenzräume als Büros etabliert haben. Insgesamt wird die Arbeitswelt immer globaler und vernetzter. Dass der Raum deshalb weniger wichtig geworden ist, glaubt Monika Löw allerdings nicht. Stattdessen werde der Raum vielfältiger – so vielfältig, dass es für Angestellte eine Herausforderung sei, parallel in all diesen Räumen unterwegs zu sein. Zumal viele auch den Wunsch haben, sich selbst und das eigene Zuhause im Videocall in einem guten Licht darzustellen:
Das Büro bleibt wichtig
Mit der Digitalisierung des Arbeitslebens hat die Präsenzkultur in Unternehmen an Bedeutung verloren. Und trotzdem boomt der Markt für Bürokomplexe. Ein Beispiel ist Google, das für seine Firmenzentrale in London fast eine Milliarde Euro investiert hat. Für Martina Löw kommt dieser Gegentrend zum Homeoffice nicht überraschend. Denn für Unternehmen wie Google seien Gebäude an zentralen Standorten auch Aushängeschilder, mit denen sie sich als Global Player präsentierten. Und auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter blieben physische Räume zum Arbeiten wichtig.
Monika Löw ist Professorin für Planungs- und Architektursoziologie an der Technischen Universität Berlin und leitet das Sonderforschungsprojekt „Re-Figuration von Räumen„. Im brand eins-Podcast spricht sie mit detektor.fm-Moderator Christian Bollert darüber, was Pflanzen in digitalen Meetings zu suchen haben, ob wir in Zukunft alle im Metaverse arbeiten und was uns Beduinen über die soziale Funktion von Räumen verraten.