So teuer wie noch nie?
Wer sich aktuell im Supermarkt umschaut, dürfte sofort merken: Lebensmittel sind teurer geworden. Der Preisanstieg zwischen Mai 2022 und dem Vorjahresmonat liegt bei mehr als elf Prozent. Insbesondere Öle, Fette, Fleischwaren, Molkereiprodukte, Eier und Getreideerzeugnisse kosten deutlich mehr als noch im vergangenen Jahr. Dafür gibt es viele Gründe: gestiegene Produktions- und Energiekosten, Arbeitskräftemangel und vor allem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine.
Umso überraschender erscheint das Statement der Agrarwissenschaftlerin Regina Birner in der aktuellen Ausgabe des brand eins-Magazins. Sie findet nämlich, Lebensmittel seien in Deutschland immer noch zu billig. Während nach dem Zweiten Weltkrieg ein durchschnittlicher Haushalt etwa die Hälfte des Einkommens für Lebensmittel ausgegeben hat, ist dieser Anteil – wie in allen Industrieländern – in den Folgejahren immer weiter zurückgegangen. Aktuell liegt er bei knapp 15 Prozent. In den vergangenen 70 Jahren konnte der Preisanstieg also nicht mit dem Lohnanstieg mithalten.
Überlebenskampf für die Landwirte
Für die Landwirtschaft bedeuten die niedrigen Preise einen stetigen Kampf ums Überleben. Mittlerweile sind viele Agrarbetriebe auf Subventionen angewiesen, weil der Verkauf der Produkte oft ein Minusgeschäft ist. In der Politik wird darüber diskutiert, wie die Lebensmittelpreise sinnvoll reguliert werden könnten. Im Gespräch ist beispielsweise eine Abgabe auf Fleischprodukte, Anfang Juni hat sich Landwirtschaftsminister Cem Özdemir außerdem dafür ausgesprochen, die Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte zu streichen.
Regina Birner leitet den Lehrstuhl für sozialen und institutionellen Wandel in der landwirtschaftlichen Entwicklung an der Universität Hohenheim. Darüber hinaus sitzt sie im Wissenschaftlichen Beirat des Landwirtschaftsministeriums der Bundesregierung. detektor.fm-Moderator Christian Bollert fragt sie im brand eins-Podcast, wie Landwirtinnen und Landwirte mehr Geld verdienen können, was die Politik tun sollte und ob sich einkommensschwache Haushalte teurere Lebensmittel überhaupt leisten können.