Solo-Selbstständige: zwei Millionen Sonderfälle
In Deutschland gibt es mehr als zwei Millionen Solo-Selbstständige. Viele entscheiden sich aus freien Stücken für die Selbstständigkeit, gerade in der IT oder der Beratung. Der Anteil von Selbstständigen ist aber auch in der Kultur- und Kreativwirtschaft sehr hoch. Obwohl sich die Zahl der Solo-Selbstständigen seit den Nullerjahren verdoppelt habe, fremdlen Gesetzgeber und Sozialversicherungen immer noch mit dieser Erwerbsform, sagt Ökonom Alexander Kritikos. Er ist Professor für Industrie- und Institutionen-Ökonomie und Forschungsdirektor für „Entrepreneurship“ am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin.
Bis heute gebe es keine wirklich adäquaten Sozialversicherungsangebote für Solo-Selbstständige, sagt Alexander Kritikos. Bei der gesetzlichen Krankenversicherung haben gering verdienende Solo-Selbstständige demnach mit überproportional hohen Mindestbeträgen zu kämpfen. Und auch bei der Altersvorsorge sei das System nicht an Alleinunternehmerinnen und -unternehmer angepasst, meint Kritikos. Wer zum Beispiel zwischen Festanstellung und Selbstständigkeit wechselt, hat bei gleicher Einzahlung weniger Rentenansprüche als jemand, der ausschließlich in eine Versicherung zahlt.
Keine zielgenaue Hilfe in der Krise
In zwei Studien hat Alexander Kritikos die aktuelle Situation der Selbstständigen in der Krise untersucht. Dort habe sich insbesondere gezeigt, dass in der Politik das Verständnis für diese Erwerbsform fehlt. Mit dem Kurzarbeitergeld und erstatteten Betriebskosten sind so zum Beispiel die finanziellen Hilfen zunächst auf Unternehmen oder Angestellte ausgelegt gewesen, nicht aber auf Solo-Selbstständige.
detektor.fm-Moderator Christian Bollert spricht mit Ökonom Alexander Kritikos darüber, warum Solo-Selbstständige immer noch als Sonderfälle behandelt werden, warum das Modell der Künstlersozialkasse allgemein ausgestaltet werden sollte und warum Hilfen in der Pandemie über die Finanzämter zielgenauer sind.