Aufstieg, Fall und Neuanfang
Auf den ersten Blick ist Volkert Ruhe das Gegenteil von einem Vorbild: Diebstahl, Drogenschmuggel, sieben Jahre im Gefängnis. Erst ist er aufgestiegen in der kriminellen Szene, hat für das Cali-Kartell gearbeitet und in Kolumbien gelebt. Doch dann hat ihn Interpol Mitte der Neunziger erwischt – als er bereits wieder ausgestiegen war. 13 Jahre Gefängnis drohten ihm, die wurden wegen guter Führung verkürzt.
Danach geht Volkert Ruhe wieder ins Gefängnis, aber freiwillig: Er zeigt Jugendlichen das Gefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel, genannt ‚Santa Fu‘, wo er selbst jahrelang eingesessen hat. Viele von ihnen sind bereits straffällig geworden. So konfrontiert er sie mit dem Gefängnisalltag – zur Prävention. Dafür gründet er mit zwei Insassen noch im Gefängnis den Verein „Gefangene helfen Jugendlichen“.
Heute ist er Sozialunternehmer, Familienvater und Autor, der seinen Makel zu „seinem wichtigsten Trumpf“ gemacht hat, wie die brand eins schreibt. Doch einen Verein im Gefängnis zu gründen und aufzubauen war nicht leicht.
Ein Vorbild: Gründung im Gefängnis
Der größte Knackpunkt sei gewesen, dass er als Insasse keinerlei Vertrauensvorsprung hatte. Ruhe konnte aber überzeugen: Er hat an der Idee festgehalten und Konzepte vorgelegt. Und er hat in der Haft seine mittlere Reife nachgeholt und Informatik studiert. Mittlerweile hat der Verein sieben Standorte in Deutschland und der Schweiz und begleitet seit 20 Jahren Jugendliche.
detektor.fm-Moderator Christian Bollert und Volkert Ruhe im Gespräch über seinen ungewöhnlichen Lebensweg, das Gründen im Gefängnis und sein Engagement gegen Jugendkriminalität.