20 Milliarden Euro hat China alleine 2015 für die Übernahme europäischer Unternehmen gezahlt. Auch 2016 pumpen die Chinesen immer größere Summen in die europäische Wirtschaft: Zum Ende des Jahres steht die Übernahme des schweizerischen Agrarkonzerns Syngenta durch das chinesische Staatsunternehmen ChemChina an. 43 Milliarden US Dollar wollen die Chinesen dafür offenbar zahlen.
Breaking: ChemChina gets U.S. national-security clearance for Syngenta buyout; deal subject to antitrust approval https://t.co/Dg4pQRiwgj
— Wall Street Journal (@WSJ) 22. August 2016
Nächste Entwicklungsstufe für China
Aber warum das Ganze? Warum nicht lieber in vielversprechende Wachstumsmärkte von Entwicklungsländern aus Asien oder Afrika investieren? China treibt seit Anfang 2000 die nächste wirtschaftliche Entwicklungsstufe voran. Chinesische Unternehmen sollen nach dem Wunsch der Regierung auch auf dem internationalen Markt bestehen können. Das Stichwort lautet Globalisierung.
Doch die Konkurrenz aus Europa oder den USA hat einen jahrzehntelangen Vorsprung an technischem Know-How und Erfahrung. Für einen langatmigen Entwicklungsprozess hat China aber keine Zeit. Zu sehr hat sich das Volk an das stetige Wachstum der heimischen Wirtschaft gewöhnt und zu sehr ist die Landesführung vom Wohlwollen des Volkes abhängig.
Chinesische Unternehmen sind davon abhängig, international wettbewerbsfähig zu werden. Das heißt: Technologien zu erwerben, um damit auf den Märkten zu bestehen. – Mikko Huotari, Leiter des Programms Internationale Beziehungen am Mercator Institut für Chinastudien
Somit erkauft sich die chinesische Volksrepublik all das, was sie nicht hat – Wissen und Erfahrung – mit dem, worüber sie zu genüge verfügt: Kapital. Sollte die Privatwirtschaft mal knapp bei Kasse sein, dann springt der chinesische Staat bereitwillig mit seinen zahlreichen Investmentfonds ein oder er kauft im Namen staatlicher Unternehmen einfach selbst.
Instrument chinesischer Außenpolitik
Für Europas Märkte bedeutet das ein Geldregen, Arbeitsplätze und Wachstum. Mit Freuden werden die chinesischen Investoren von den jeweiligen Wirtschaftsministern der einzelnen Länder empfangen. Alle hoffen auf den nächsten Riesendeal mit chinesischem Geld. Genau hier findet sich das Haar in der Suppe: Die chinesische Regierung ist nicht nur an Ruhe und Zufriedenheit im eigenen Land interessiert, sondern auch an einem Machtausbau außerhalb der eigenen Grenzen.
Investitionsversprechen und Kapitalströme sind längst Instrument chinesischer Außenpolitik. Wer, wo, wann, wie viel Geld bekommt, entscheidet einzig der chinesische Staat. Wer sich also den Unmut Chinas zuzieht, wird vergebens auf das Auftauchen chinesischer Investoren in seinem Land hoffen.
detektor.fm-Moderator Christian Eichler hat mit Mikko Huotari, dem Leiter des Programms Internationale Beziehungen am Mercator Institut für Chinastudien (MERICS) aus Berlin, über die Motive und Gründe der chinesischen Investitionspolitk gesprochen.
Redaktion: Jonathan Gruber