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Chinaschilf: Mehr als eine Zierpflanze
Ursprünglich stammt das Riesen-Chinaschilf aus Südostasien. Es wird dort als Rohstoff für Matten und Flechtwerk und auch als Tierfutter genutzt. In Mitteleuropa hat man das miscanthus x giganteus, so lautet der botanische Name, lange nur als Zierpflanze für Gärten und Parks gekannt. Es wächst dicht und hoch und bietet sich deshalb als Sicht- und Windschutz an.
Auf der Suche nach alternativen Energiequellen ist das Miscanthus erst für die Wissenschaft, inzwischen auch für einige Landwirte interessant geworden.
Pionierleistung
Einer der Pioniere ist Timo Böck, Landwirt aus Hessen. Auf seinem Hof im Odenwald baut er das Gras seit zehn Jahren an. Er schätzt die einfache Pflege des Gewächses.
Man fährt einmal im Jahr hin, häckselt das, und das war’s. – Timo Böck, Landwirt
Mit der Investition in Miscanthus hat Böck zweieinhalb Hektar seines Ackerlandes für lange Zeit verplant: Damit der finanzielle Aufwand zur Anschaffung der Pflanze sich auch rechnet. Immerhin betreibt er die gesamte Hof-Heizung über die Verbrennung des Schilfs. Darüber hinaus vermarktet er die Pflanze als Einstreu.
Als Energieträger, als Einstreu, aber auch als Baumaterial lässt sich das Chinaschilf verwenden. Außerdem eignet es sich wegen seiner hohen Saugkraft als Verpackungsmaterial für Spezialtransporte. So verladen können zum Beispiel Flüssigkeiten im Flugzeug gut von Ort zu Ort gebracht werden. Forscher prüfen des Weiteren, ob das Riesen-Chinaschilf in Zukunft den Mais als Energiepflanze ersetzen kann.
Für das chinesische Riesen-Schilfgras spricht, dass es auch in Deutschland sehr gut wächst und als mehrjährige Pflanze betreuungsarm für die Bauern ist. Einmal gepflanzt, kommt es viele Jahre wieder. Während dieser Zeit kann auch strapazierter Boden sich wieder erholen. Als nachwachsender Rohstoff hat es endlichen fossilen Ressourcen einiges voraus. Und es produziert im Unterschied zu Erdöl oder –gas auch weniger schädliches CO2 beim Verbrauch.
3.000 Hektar Riesen-Chinaschilf
Bislang wird es jedoch nur von wenigen Bauern in Deutschland angepflanzt: auf geschätzten 3.000 Hektar von 17 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche.
An sich sind die Landwirte sehr interessiert, aber es gibt noch Probleme mit dem Markt. – Prof. Iris Lewandowski, Agrarwissenschaftlerin an der Universität Hohenheim
Schwierig wird es für Bauern, wenn die Produktionskosten zu hoch sind, um ein vernünftiges Einkommen zu erwirtschaften. Dabei steht der Wirtschaftlichkeit im Weg, dass die Vermehrung des Grases ein Problem darstellt. Grund dafür ist die Genetik.
Miscanthus x giganteus ist ein Hybrid, der drei Genomsätze hat. Das ist insofern gut, weil die Pflanze dadurch sehr ertragreich ist. So kann sie aber keine keimfähigen Samen produzieren. Stattdessen müssen Pflanzenteile verwendet werden, um das Schilf zu vermehren. Das ist mit höherem Aufwand und damit auch Kosten verbunden.
An einer Lösung für dieses Problem arbeiten Agrarwissenschaftler wie Prof. Iris Lewandowski von der Universität Hohenheim und Forscherkollegen aus Großbritannien und den Niederlanden. Und sie sind zuversichtlich.
Warum, hat sie detektor.fm-Redakteurin Insa van den Berg erzählt.