„Wer jetzt kein Haus hat, der baut sich keines mehr.“ – Als Rilke 1902 sein Gedicht „Herbsttag“ schrieb, konnte er nicht ahnen, was das Thema „Mieten und Wohnen“ einmal werden würde: eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Ein Spekulationsmarkt. Und ein Problem. Denn die Mieten steigen, und das im ganzen Land.
Nur in drei von 400 Städten und Regionen sind die Mieten in den letzten fünf Jahren gesunken: in Jena, Frankfurt an der Oder und in der Region Uckermark. Bekannte Problembereiche wie München, Düsseldorf oder Ingolstadt dagegen haben in den Jahren 2012 bis 2016 eine durchschnittliche Mietpreiserhöhung von über 20 Prozent verkraften müssen. Der Schnitt für Gesamt-Deutschland: beunruhigende 15 Prozent plus.
Woher kommen die Daten?
Das ist das Ergebnis einer Recherche, die das gemeinnützige Recherchezentrum correctiv.org nun veröffentlicht hat. Dort hat man Daten des privaten Forschungsinstitutes Empirica ausgewertet – nach eigenen Angaben „die größte Sammlung von Immobilieninseraten in Deutschland“. Aus den Daten wurde eine interaktive Karte zur Mietpreisentwicklungen der vergangenen Jahre erstellt.
Offizielle und tatsächliche Realität
Natürlich gibt es auch offizielle Erhebungen. Die Daten der Mietspiegel aber werden nicht zusammengeführt und in einer Datenbank gesammelt.
Außerdem gibt es nach wie vor Regionen, die keinen Mietspiegel erstellen. Aus diesem Grund können offizielle Daten nicht mit der Datenbank von Empirica verglichen werden. Dennoch zeigen sie für Markus Grill einen Punkt deutlich:
Man hörte immer, dass es teurer wird. Sind es aber nur Einzelfälle? Jetzt kann man mit guten Argumenten wirklich sagen, dass es teurer wird und um wie viel teurer die Mieten werden. – Markus Grill, Chefredakteur von correctiv.org
Mieten wird zum Problemfall
In den vergangenen Jahrzehnten ist der Wohnraumbedarf gestiegen. Allerdings reagierte die Politik zu spät auf diesen Trend. Die Folge ist nun in vielen Gegenden ein Wohnraummangel. Die zuständige Bundesministerin Barbara Hendricks spricht von zehntausenden Wohnungen, die nach wie vor fehlen.
Auch die niedrigen Zinsen spielen eine Rolle. Investieren in Immobilien ist attraktiv. In Städten wie Berlin, München oder Frankfurt am Main gibt es zunehmend ausländische Investoren im Wohnungsmarkt.
Über die Recherche und die Schlussfolgerungen daraus hat Markus Grill von correctiv.org mit detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt geprochen.
(Anm. d. Red.: Für die Beeinträchtigungen in der Tonqualität bitten wir um Entschuldigung.)