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Überdüngung belastet die Umwelt und verschmutzt das Grundwasser. Foto: Agroscope_GabrielaBraendle_Pflanzenernährung_Hofdünger_Gülle_20170216_DSC1308 | CC BY-ND 2.0 | Agroscope / flickr.com

detectiv – die Recherche-Serie | EU-Agrarsubventionen trotz Nitrat-Belastung

„Irrsinn der Agrarpolitik“

Die EU zahlt Agrarsubventionen an Tierfabriken, unabhängig davon, ob sie die Umwelt belasten. Doch jetzt verklagt die EU die Bundesrepublik Deutschland wegen steigender Nitratwerte im Grundwasser. Ein Hauptgrund dafür sind eben jene Tierfabriken. Ein Irrsinn, findet Justus von Daniels.

Eine Klage und EU-Agrarsubventionen

Die Europäische Union verklagt die Bundesrepublik Deutschland, weil seit Jahren die Nitratwerte im Grundwasser steigen und nichts dagegen unternommen wird. Hauptverursacher dieser steigenden Nitratwerte ist die Massentierhaltung. Denn aus deren Betrieben fallen Massen von Gülle an. Gülle enthält Nitrat und dieses gelangt vor allem durch Überdüngung ins Grundwasser.

Allerdings erhalten Tierfabriken, zu denen auch die Massentierhaltungsanlagen gehören, von der EU Agrarsubventionen. Diese fließen unabhängig davon, ob die Umwelt belastet wird oder nicht. Die Agrarsubventionen richten sich nur nach der Fläche: Pro Hektar erhalten die Tierhalter 300 Euro.

Die EU wollte das Subventionssystem schon längst reformieren. Sie wollte, dass große Agrarfabriken und Tierfabriken weniger Subventionen bekommen. Bremsen tut das die deutsche Regierung, die da die Großbetriebe immer noch sehr stark unterstützt. – Justus von Daniels, correctiv.org

Nitrat im Grundwasser und die Folgen

Der Schwellenwert für Nitrat im Grundwasser liegt bei 50 Milligramm pro Liter. Vor allem in Regionen mit Massentierhaltungen liegt der Wert meist deutlich darüber.

Nitrat kann vor allem für Kleinkinder gesundheitsschädlich sein. Es kann zu Sauerstoffmangel im Blut führen. Außerdem wirkt Nitrat bei Erwachsenen krebsfördernd. Doch nicht nur für den Menschen, auch für die Umwelt hat zu viel Nitrat schwere Folgen. Es versauert die Böden und kann im Meer zu Algenplagen führen.

Ein weiteres Abfallprodukt, welches bei der Massentierhaltung entsteht, ist Ammoniak. Es belastet die Luft mit Feinstaub und einmal im Boden angelangt führt es ebenfalls zu einer Versauerung und einer höheren Nitratbelastung.

Zu viele Tiere

Als Ursache für die zu hohen Nitratwerte in Deutschland wird immer wieder genannt: zu viele Nutztiere. Es fällt so viel Gülle an, dass nicht alles als Dünger verwertet werden kann. Außerdem gibt es für die Massentierhaltung kaum Umweltauflagen. So ist beispielsweise kein Grenzwert für Ammoniak-Emissionen vorgegeben.

Die EU hat zwar vorgeschrieben, dass der Ammoniak-Ausstoß in eine öffentliche Datenbank eingetragen werden muss, allerdings haben zu hohe Werte keine Folgen. Auch die Grenzwerte für Gülle werden häufig missachtet, da es kaum Kontrollen gibt.

Nach der Klage der EU vor dem Europäischen Gerichtshof soll es nun in Deutschland eine Reform geben. Die sieht unter anderem vor, dass die Gülle so verteilt werden muss, dass sie sich nicht auf einem Fleck konzentriert. Die Pflanzen sollen dadurch in der Lage sein, mehr Dünger aufzunehmen.

Die Reform der Bundesrepublik geht jedoch nicht an die Wurzel des Problems. Sie geht nicht daran, die Tierzahlen zu verringern. – Justus von Daniels

Das gemeinnützige Recherchezentrum correctiv.org hat die Datensätze zu den EU-Subventionen und zu den Schadstoffausstößen übereinander gelegt. Das Ergebnis: Betriebe der Massentierhaltung erhalten EU-Agrarsubventionen, auch wenn sie die Umwelt belasten.

Justus von Daniels hat sich mit diesem Thema beschäftigt und detektor.fm-Moderator Christian Eichler erklärt, wie die Klage gegen steigende Nitratwerte und die Subventionen für Massentierhaltungen zusammenpassen.

Justus von Daniels - arbeitet für correctiv.org.

arbeitet für correctiv.org.
Das Bundeswirtschaftsministerium, das von der CSU geführt wird, hat bisher kein Interesse daran erkennen lassen, die Subventionen nur noch gezielt an Betriebe auszuzahlen, die nachhaltig und tiergerecht sind.Justus von Daniels
Detectiv – Der Irrsinn der Agrarpolitik 05:16

Redaktion: Laura Pientka


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