Scheitern fühlt sich nie gut an. Aber je nachdem wie wir damit umgehen, können wir eine Menge lernen, sagt der Psychologe Martin Rüdiger. Um zu verstehen, was da eigentlich passiert, hilft ein Blick auf die Herkunft des Wortes. Es kommt nämlich von dem Scheit, also dem Stück Holz, das wir z. B. im Kamin verfeuern. Beim Scheitern wird ein Teil des Selbst wird zerschlagen. Das erklärt Rüdiger in einem Fachartikel, der in dem Buch „Scheitern – Ein Desiderat der Moderne?“ (herausgegeben 2014 von René John und Antonia Langhof) erschienen ist.
Unwiederbringlich getrennt
Wenn nun also die Firma endgültig pleite, der letzte Versuch für das Staatsexamen in den Sand gesetzt oder der Expartner aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen ist, dann müssen wir uns von einem Teil von uns selbst verabschieden, so schmerzhaft das auch sein mag. Rüdiger spricht in dem Zusammenhang von einem Verlust an Handlungsspielräumen. Es gibt kein Zurück.
Ehrlich zu sich selbst
Bevor Rüdiger in Berlin Leiter einer Suchtklinik geworden ist, hat er in einer Einrichtung in Brandenburg Erfahrungen gesammelt. Dort hat er in erster Linie Führungskräfte behandelt. Menschen also, die meist als erfolgreich wahrgenommen werden. Durch ihre Suchterkrankung ist nun allerdings deutlich geworden, dass sie natürlich auch eine schwache Seite in sich tragen, die sie nur versteckt haben.
Scheitern kann heilen
Viele unserer Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen im Flopcast haben berichtet, dass das Scheitern natürlich eine extrem schmerzhafte, aber häufig auch eine lehrreiche Erfahrung war und es ihnen danach sogar besser ging. Denn dann ist der Druck weg, vermeintliche Schwächen zu verstecken. Wir denken, durch das Scheitern verlieren wir unser Ansehen und alle Freunde kehren uns den Rücken zu. Wenn wir nun aber merken, dass das gar nicht stimmt, werden wir gelassener und lernen Stück für Stück auch mit Misserfolgen umzugehen.
Warum Selbstkomplexität Menschen beim Scheitern helfen kann und wann es wichtig ist, seine Erwartungen zu korrigieren, das hat Martin Rüdiger detektor.fm-Moderatorin Maja Fiedler erzählt.