Wirtschaftswissenschaft nach Corona
Immer wieder wird die Corona-Pandemie als „Brennglas“ beschrieben. Durch sie werden gesellschaftliche Probleme deutlicher. Eines dieser Probleme besteht darin, dass Erwerbsarbeit und Care-Arbeit so ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt sind.
Care-Arbeit bezeichnet jede Arbeit, in der es um die Befriedigung grundlegender menschlicher Bedürfnisse geht. Krankenschwestern etwa kümmern sich um Patientinnen und Patienten, Eltern um Haushalt und Kinder.
Die aktuelle Corona-Krise stellt viele Menschen auf die Probe: Zum einen haben viele ihren Job verloren oder müssen in Kurzarbeit gehen. Auch sind Kinder noch häufig zu Hause, da der Schulbetrieb nur langsam wieder hochgefahren wird. Gleichzeitig nehmen viele Branchen wieder Fahrt auf – trotzdem müssen die Kinder aber betreut werden. Und weil Frauen noch immer weniger verdienen, leisten sie in vielen Fällen die Erziehungs- und Bildungsarbeit.
Ist Wirtschaft Care?
Diese Ungleichheiten, die auch schon vor der aktuellen Wirtschaftskrise existierten, werden nun verschärft. Deshalb gibt es schon lange die Forderung nach einem Perspektivwechsel in den Wirtschaftswissenschaften. Dieser soll auch unbezahlte Arbeit mit betrachten.
Moritz Kuhn ist Professor für Volkswirtschaft und hat gemeinsam mit seinem Team untersucht, wie sich die Corona-Pandemie auf Familien auswirkt. Von den Erkenntnissen hat er detektor.fm-Redakteurin Esther Stephan erzählt. Außerdem berichtet die Theologin und Autorin Ina Praetorius von ihrer Forderung, Wirtschaft als Care-Arbeit zu verstehen. Im Podcast sprechen detektor.fm-Moderatorin Leora Koch und Esther Stephan über die Frage: Braucht es einen Paradigmenwechsel in der Wirtschaftswissenschaft?