Sie sehen aus wie ein normaler Flachbildschirm. Drin steckt aber ein kompletter PC. So genannte „All-in-One“-Computer sparen viel Platz, denn sie brauchen für Festplatten und Laufwerke kein Extra-Gehäuse unter dem Tisch. Oft funktionieren sie sogar ohne Maus und Tastatur.
Doch erleichtert uns das im Alltag tatsächlich die Arbeit? Oder sind die „All-in-One“-Computer nur nett anzuschauen und haben minderwertige Technik verbaut?
Mit den Vor- und Nachteilen dieser kompakten Rechner beschäftigen wir uns heute in unserer Rubrik „Fortschritt“. Antworten liefert uns Florian Holzbauer, Redakteur aus dem Ressort „Hardware“ des Computermagazins CHIP:
Das Interview zum Mitlesen
Die „All-in-One“-Computer sind sehr kompakt und bieten den vollen Funktionsumfang eines herkömmlichen Rechners. Für wen ist diese Bauart denn besonders interessant?
Holzbauer: Interessant ist sie vor allem für Leute, die ein relativ kleines Büro haben, vielleicht keinen Platz für einen normalen Desktop und die halt vor allem Alles auf dem Schreibtisch haben wollen und keinen Raum mit zwei Geräten blockieren wollen.
Da könnte man ja jetzt sagen, mein Laptop nimmt auch wenig Platz weg. Warum sollte denn ein „All-in-One“-Computer einem Notebook vorgezogen werden?
Holzbauer: Naja grundsätzlich hat ein „All-in-One“-PC eine viel größere Bildschirmdiagonale als ein Notebook. Notebooks gibt’s im 15-Zoll oder meistens maximal im 17-Zoll Format, während „All-in-Ones“ durchaus auch 24-Zoll groß sein können.
Also steckt in diesem schönen Design auch gute Technik? Oder spart man mit dem Platz auch ein bisschen was von der Leistung ein.
Holzbauer: Das kommt immer ganz darauf an, wie viel man im Endeffekt ausgeben will. Es gibt „All-in-One“-PCs, die weit jenseits der Eintausend Euro-Marke liegen, die durchaus sehr sehr performante Hardware verbaut haben. Aber es gibt natürlich auch günstigere Modelle, wo man durchaus Abstriche im Vergleich zum normalen PC machen muss.
Gibt’s noch weitere Nachteile? Was ist denn zum Beispiel, wenn jetzt eine Komponente im Innenleben dieses „All-in-One“-Computers kaputt geht – bei einem Tower wusste man ja, man kann das Ding im Zweifel sogar selber aufschrauben und die Festplatte austauschen. Sind die auch so flexibel, was das betrifft?
Holzbauer: Also grundsätzlich würden wir wirklich davon abraten, einen „All-in-One“-PC aufzuschrauben, da es eben nicht so modular aufgebaut ist, wie bei einem normalen PC. Im Zweifelsfall haben Sie da Notebook-Hardware drin und damit auch das gleiche Problem, wie eben bei nem Notebook, dass man es „A“- nicht leicht ersetzen kann und „B“- wenn man es aufschraubt auch sehr leicht die Garantie verlieren kann.
Jetzt kommen viele dieser Kompaktrechner ja mit einer Touchoberfläche noch daher. Ist das im Alltag wirklich praktikabel? In wie weit kann man denn privat und beruflich schon auf Maus und Tastatur am Computer verzichten?
Holzbauer: Also grundsätzlich ist eine Touchoberfläche im produktiven Einsatz – das heisst, wenn ich wirklich arbeiten will oder wenn ich wirklich was schreiben will- kein Ersatz für Maus und Tastatur, weil man deutlich langsamer agiert, weil es auch unflexibler ist – gerade die Mausbedienung ist sehr sehr präzise. Das kann eine Touchoberfläche eigentlich nicht leisten. Wenn man jedoch nur mal ein bisschen rumsurft oder beispielsweise denn „All-in-One“-PC in der Küche stehen hat um dort Kochrezepte anzeigen zu lassen, ist es durchaus ne adäquate Alternative.
Wie sieht das aus, wenn jetzt bald die neue Windows version, Windows-8, auf den Markt kommt? Die soll ja für Touchoberflächen auch optimiert sein.
Holzbauer: Das ist vollkommen richtig. Das Metro-Design von Windows-8 ist sehr auf Touchoberflächen optimiert. In allererster Linie jedoch auf Tablet-PCs, denn dort hat man in der Regel keine Alternative in Sachen Tastatur und Maus, außer man schließt die über Bluetooth an. Sie werden nicht extra für „All-in One“-PCs mit Touchscreen optimiert werden. Aber es wird sich leiter bedienen lassen, als mit Windows-7, das ist ganz klar.
Und wenn mich das jetzt reizt und ich mir wirklich überlege, so einen „All-in-One“-Computer anzuschaffen – Worauf sollte man beim Kauf besonders achten?
Holzbauer:In erster Linie sollte man darauf achten, dass wirklich echte performante Komponenten verbaut sind. Also man sollte drauf verzichten „All-in-One“-PCs mit Atom-Prozessor zu nehmen. Denn diese Atom-Prozessoren, die auch früher vor allem in den Netbooks- wie dem bekannten EeePC- eingesetzt wurden, sind deutlich langsamer. Auch spührbar langsamer – selbst auf der Windows-Oberfläche. Das heisst, man sollte auf jeden Fall darauf achten, dass entweder ein CoreIII oder ein CoreIV-Prozessor drin ist, dass eine relativ große Festplatte drin ist und das auch vor die Bildschirmdiagonale dem eigenen Arbeiten entspricht. Weil da kann man einfach nichts dran ändern.
Wie ist das eigentlich mit der Betriebslautstärke dieser Geräte? Sind die auch ähnlich leise wie Notebooks oder rattern die so laut wie ein Desktop?
Holzbauer: Das kommt immer ganz drauf an- aber in der Regel sind sie deutlich leiser als ein Desktop, weil die großen Geräuschquellen im Desktop sind beispielsweise eine starke Grafikkarte und die gibt es schlicht in einem „All-in-One“-PC nicht.
… sagt Florian Holbauer vom Computermagazin CHIP. Mit Ihm haben wir über die Vor- und Nachteile von „All-in-One“-Computer gesprochen. Vielen Dank Herr Holzbauer.
Holzbauer: Sehr, sehr gerne.