Sie können eigentlich alles, was der moderne Büro-Mensch zum Arbeiten braucht. Die Rede ist von Smartphones. Natürlich werden jetzt viele denken: „Das ist mir zu klein, zu frickelig, ich brauche ordentliche Tastaturen.“
Doch das hat natürlich auch schon die Hersteller-Industrie erkannt. Inzwischen gibt erste Tendenzen, das Smartphone zum Netbook und damit zur Arbeitsmaschine aufzurüsten.
Auf welchem Stand die Entwicklungen sind, das wollen wir heute im „Fortschritt“ mit Michael Wolf besprechen. Er ist Redakteur bei der Stiftung Warentest. Dort hat man jüngst in einem großen Test die aktuellen Trends und Entwicklungen im Smartphone-Markt unter die Lupe genommen:
Das Interview zum mitlesen
Also, wir lesen wenn wir uns die aktuellen Trends so anschauen, etwas von 3D-Display und von sprechenden Assistenten. Dabei waren die Smartphones ja eigentlich mal erfunden worden, um mobil ARBEITEN zu können. Was ist Ihr Eindruck, nach dem letzten großen Test: steht das Arbeiten oder der Spaß im Vordergrund?
Ja, da muss man ein bisschen trennen. Früher, als Smartphone mehr oder minder gleichbedeutend war mit Blackberry, da waren das in der Tat in erster Linie Arbeitsgeräte für Geschäftsleute. Und arbeiten hieß da auch in erster Linie: E-Mails empfangen, Termine koordinieren, solche Geschichten. Das können die ganzen modernen Smartphones natürlich auch, und die werden natürlich noch immer auch genau so eingesetzt. Aber der große Smartphone-Boom der vergangenen Jahre, den Apple mit dem iPhone und die Konkurrenz mit den vielen anderen neuen Smartphones losgetreten haben, da geht es um eine andere Zielgruppe: da geht’s um Smartphones für Privatnutzer. Und da steht ganz eindeutig Spaß und Unterhaltung im Vordergrund. Die wollen da nicht in erster Linie arbeiten, sondern die wollen Spaß haben.
Das heißt, wenn wir uns die anschauen, bei denen es ums Arbeiten geht, da bemängeln dann tatsächlich viele: die Displays seien zu klein. Das mit den Tasten zu frickelig. Oder nur per Touchscreen, das mache keinen Spaß. Gibt es denn Entwicklungen auf diesem Sektor, die hier einen Gegentrend aufzeigen?
Da gibt es natürlich auch ein paar Versuche, die Arbeitsfähigkeit zu erhöhen. Ein Punkt ist – da trifft sich das dann auch mit dem Unterhaltungsaspekt – dass in letzter Zeit die Smartphones immer größer werden. Das bedeutet natürlich, man hat größere Displays, darauf kann man nicht nur Videos besser gucken, sondern natürlich kann man dann auf den größeren Touchscreen-Tastaturen besser tippen. Auch irgendwelche Textdateien oder Tabellen besser sehen.
Das hat natürlich den Nachteil, dass die Geräte weniger tragbar werden. Also manche der neuen und teuersten Smartphones, die passen schon gar nicht mehr ohne weiteres in die Tasche.Ein anderer Punkt ist, dass vereinzelt Geräte zumindest auf Messen gezeigt werden, wo dann schon Projektoren eingebaut sind. Da kann man also seine Präsentation direkt vom Smartphone machen. Das ist aber bisher noch nicht so richtig befriedigend, die sind noch nicht so richtig hell, so dass man da noch nicht so richtig gute Bilder damit projezieren kann.
Dann gibt es auch etwas schrägere Ansätze: in unserem aktuellen Smartphone-Test haben wir zum Beispiel von Motorola das Atrix, das ist so deren Flaggschiff zurzeit. Dafür haben die ein sogenanntes „Lapdock“ auf den Markt gebracht. Das ist also eine Art Docking-Station, die im Grund aussieht wie ein Netbook, aber selber keinen Prozessor und kein Speicher enthält. Man steckt dann eben da sein Handy rein und verwandelt auf diese Art und Weise dann sein Smartphone, was man immer in der Tasche dabeihaben kann. Und in bestimmten Umgebungen mit einer Art Netbook mit einem großen Display, wo man natürlich dann viel besser dran arbeiten kann.
Gibt es denn auch andere Varianten, die in diese Richtung gehen? Externer Monitor, Tastaturen, Docking-Stations: welche diese Lösungen kann man sich da überlegen?
Möglichkeiten gibt’s da einige. Dieses Atrix Lapdock ist schon eine Spezialität von Motorola und ehrlich gestanden: in Amerika haben sie auch schon wieder angefangen, die Dinger zu verramschen. Die kosteten am Anfang deutlich mehr als ein NEtbook, wo man sich dann fragen muss: wenn ich für das selbe Geld ein Netbook kriege, warum soll ich für das selbe Geld eine Hülle dessen kaufen? Anscheinend haben die Leute diese Geräte nicht unbedingt den Händlern aus den Händen gerissen. Das war wohl eher mal so ein Versuch.
Es gibt andere Möglichkeiten. Viele bessere Smartphones haben einen HDMI-Anschluss, da könnte man natürlich einen Monitor anschließen. Man kann per Bluetooth Tastaturen koppeln. Insgesamt bin ich allerdings ein bisschen skeptisch. Also man sollte nicht zu viel erwarten, was man mit einem Handy tatsächlich produktiv arbeiten kann. Es ist nun mal so: auf einem Touchscreen kann man nicht so toll tippen und oft ist es dann einfacher, halt ein ein leichtes Notebook oder Netbook noch mit in der Tasche zu haben, als irgendwelche Dockingstations oder so was, die dann nur für das eine Handy sinnvoll nutzbar sind.
Sie klingen nicht schon ein bisschen skeptisch. Was ist denn Ihr Eindruck: Kann das Smartphone zum Netbook aufgerüstet werden? Oder dann doch eher gleich ein richtiges?
Also Motorola hat mit diesem Lapdock demonstriert, dass es technisch funktioniert. Also man kann dann eben das Gerät mit diesem Lapdock zusammen wie ein Netbook benutzen, das geht. Die Frage ist halt, wie sinnvoll das ist. Ich würde sagen, wenn man sowieso ein Lapdock mit sich rumschleppt, dann ist es vielleicht doch bisschen sinnvoller, dann in der gleichen Größe zum gleichen Preis und mit dem gleichen Gewicht ein richtiges Netbook zu nehmen, was dann auch unabhängig vom Handy arbeitet. Wo man dann auch problemloser gleichzeitig telefonieren und irgendwelche Tabellenkalkulation auf dem Bildschirm machen kann.
Das ist natürlich noch ein zusätzliches Problem: so richtige Office-Pakete, die gibt es natürlich für die Handy-Betriebssysteme nicht mit der Funktionalität, wie man sie von einem richtigen PC-Betriebssystem kennt. Das gibt es dann immer etliche Einschränkungen, und selbst so banale Dinge wie Drucken funktioniert vom Smartphone längst noch nicht so reibungslos wie man das vom PC gewohnt ist. Man sollte einfach da nicht das falsche von seinem Smartphone erwarten. Das ist also ganz prima um unterwegs Mails zu lesen und schnell zu beantworten, um seinen Kalender zu führen, Adressbuch – all die Sachen, die die Blackberrys damals schon gemacht haben und die die all die neuen Smartphones auch prima können. Aber jetzt eine große umfassende Excel-Tabelle auf seinem Handy bearbeiten zu wollen, ich glaube das geht ein bisschen an der Realität vorbei.
Als Zwischenvariante zwischen Smartphone und Netbook, wenn die Smartphones zu frickelig und die Netbooks aber vielleicht schon zu unhandlich, mit dem Aufklappen und so weiter, kommen ja die Tablets so ein bisschen dazwischen. Wären die so der Weg zum Glück, wenn es ums mobile Arbeiten geht? Oder überschätzt man die auch?
Das kommt sehr stark darauf auf, was man damit machen will. Tatsächlich: in vielerlei Hinsicht verbinden sie das Beste aus beiden Welten. Sie haben wesentlich längere Akkulaufzeiten und sind besser zu transportieren als ein schweres Notebook. Sie sind sehr intuitiv mit dem Touchscreen zu bedienen, so wie so ein Smartphone. Da kommt schon einiges Gutes zusammen. Und deshalb gehen halt viele Sachen darauf lockerer, als auf einem kleinen Display von einem Smartphone. Aber auch da steht dann doch, zumindest bisher, eher so der Konsum-Aspekt im Vordergrund.
Also man kann auf nem Tablet ganz prima im Internet surfen und sich Videos angucken. Die Möglichkeiten selber produktiv damit zu arbeiten, sind noch vergleichsweise beschränkt. Das geht natürlich besser als mit einem Smartphone, einfach weil Display und Bedienelemente größer sind. Aber wenn es jetzt daran geht, lange Texte zu schreiben, da wird man da auch an ein Tablet wieder eine Tastatur anschließen wollen. Und dann hat man im Grunde schon wieder so eine Art Notebook.
Wie sieht es denn bei den Tablets aus mit externem Zubehör. Hat man da ausreichend Auswahl? Oder ist das da auch noch in den Startlöchern?
Da gibt’s einige Möglichkeiten. An die allermeisten Tablets kann man zumindest per Bluetooth-Funk eine Tastatur anschließen. Da hat man dann nicht mal ein Kabel, dafür hat man einen zweiten Akku wo man darauf achten muss, dass der nicht leer ist. Aber das funktioniert zum Beispiel ganz gut. An viele Geräte kann man auch eine USB-Tastatur anschließen. Und auch im Bereich der Tablets gibt es solche Docking-Lösung. Asus zum Beispiel , dessen Android-Tablet Eee-Tab Transformer, da gibt es dann auch so eine Docking-Station. Das ist im Grunde wie eine Tastatur, die man an dieses Tablet dranklickt. Die hat dann auch noch ein paar zusätzliche Anschlüsse und einen besseren Akku mit eingebaut. Da hat man dann eben tatsächlich so was: wenn man die ranklickt, hat man so eine Art Netbook, und wenn man das abmacht, hat man ein Tablet. Das ist so ein Ansatz, wo man also versucht, beides ganz gut miteinander zu verbinden.
Die Grenzen, an die man dabei stößt, sind dann eher die Grenzen des Betriebssystems. Also, Android aber auch iOS von Apple: das Software-Angebot ist nicht vergleichbar, was produktive Arbeitslösungen angeht, mit irgendwelchen Paketen für Windows oder so. Auch wenn es da durchaus vielversprechende Ansätze gibt. Und auch solche Geschichten wie mal eben schnell einen Drucker anschließen und losdrucken, das funktioniert eben mit den mobilen Betriebssystemen auch nicht so ohne weiteres. Da gibt es zwar ganz vielversprechende Ansätze, die aber nur mit neuesten und teuren Netzwerdruckern funktionieren. Oder man muss sich mit irgendwelchen Apps behelfen.