Hohe Schulden und Wirtschaftswachstum
Die weltweiten Schulden sind auf den historischen Rekord von 197 Billionen Euro gestiegen. Das ist sogar mehr als während der Wirtschaftskrise vor rund zehn Jahren. Dennoch konnte der Internationale Währungsfonds (IWF) bei seinem Frühjahrstreffen anhaltend gute Konjunkturdaten melden.
Doch die positive Stimmung ist getrübt. Immerhin droht zwischen den USA, China und auch Europa ein ausgewachsener Handelskrieg. Strafzölle und Subventionen im Inland könnten sich schnell zu einer neuen Wirtschaftskrise ausweiten, so Experten. Außerdem komme das Wirtschaftswachstum oftmals nicht bei den unteren und mittleren Einkommensschichten an, kritisiert der IWF-Chefvolkswirt Maurice Obstfeld.
Wetten auf künftige Gewinne
Dass hohe Schulden auf gute Wirtschaftsdaten treffen, ist kein Widerspruch. Wenn Firmen oder Banken durch Gewinne viel Geld zur Verfügung haben, steigt auch ihre Kreditwürdigkeit. Das ermöglicht neue Kredite. Außerdem sind die weltweiten Zinsen für Darlehen zur Zeit sehr niedrig.
Dadurch häufen sich neue Schulden an. Nicht von ungefähr wird dabei immer wieder eine vermeintliche Wirtschaftsweisheit zitiert: „You have to spend money to make money.“ Dieses Motto ist so lange erfolgreich, wie es der Wirtschaft gut geht. Denn letztlich wird mit der Aufnahme von Krediten auf gute Konjunkturdaten in der Zukunft gewettet.
Sollte also der Internationale Währungsfonds bei seinem nächsten Treffen wieder gute Zahlen vermelden können, ist es sehr wahrscheinlich, dass auch die globalen Schulden erneut gestiegen sind.
Ja, ich würde annehmen, dass das nicht der letzte Schuldenrekord gewesen ist, den wir zu vermelden haben. – Prof. Dr. Jens Boysen-Hogrefe, KIW-Wirtschaftsexperte
Welche Gefahren sich durch die Rekordschulden ergeben können, klärt detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit Wirtschaftsexperte Prof. Dr. Jens Boysen-Hogrefe. Er ist stellvertretender Leiter des Prognosezentrums am Kieler Institut für Weltwirtschaft.
Redaktion: Patrick Ehrenberg