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Green Radio | China – vom Klimasünder zum Öko-Vorbild?

China ist das Land mit dem größten CO2-Ausstoß. Doch die Regierung will gegensteuern – mit gewaltigen Investitionen in moderne Öko-Technik.

In Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt

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Die Wirtschaft Chinas wächst zwar nicht mehr ganz so rasant wie in den vergangenen Jahren. Doch das angestrebte Wachstum von jährlich 7,5 Prozent bis 2020 ist noch immer ein enormer Wert. Der Bevölkerung geht es heute wirtschaftlich deutlich besser als vor zehn oder fünfzehn Jahren.

Doch mit dem zunehmenden Wohlstand nimmt in China auch die Umweltverschmutzung zu. Immer mehr Menschen kaufen sich Autos oder bauen sich Häuser, der Energieverbrauch steigt. Abgase verseuchen die Luft in den Städten und machen die Menschen krank.

Stephan Kohler - Foto: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)

Foto: Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
Stephan Kohler

Energiewende-Land Deutschland als Vorbild

Wenn noch mehr Chinesen eines Tages ähnlich luxuriös leben möchten wie wir, dann dürfen sie nicht die Fehler unserer Vorfahren wiederholen – China muss nachhaltiger wachsen. Das Land braucht moderne Kraftwerke, ein ökologisch verträgliches Verkehrssystem und energieeffiziente Häuser. Die im Frühjahr angetretene neue Regierung um Li Keqiang hat das erkannt und investiert kräftig in Umweltprogramme und Öko-Technik. Dabei ist auch deutsche Expertise gefragt.

Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur Dena, reist mehrmals jährlich nach China und berät dort Unternehmen und Behörden. Im Beitrag spricht er über die chinesischen Klimaschutz-Ambitionen und mögliche deutsche Profiteure.

Green Radio | China – vom Klimasünder zum Nachhaltigkeits-Vorreiter? 05:12

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Der Beitrag zum Mitlesen:

Zunehmender Wohlstand sorgt nicht zwangsläufig für mehr Zufriedenheit. Das zeigt sich auch in China. Vor allem in den Städten leiden die Menschen unter Smog, Feinstaub und schmutzigem Wasser, auf dem Land schadet die zunehmende Viehzucht massiv der Umwelt. Zehntausende Protestaktionen soll es deswegen im vergangenen Jahr gegeben haben – deshalb kümmerte sich schon die alte Regierung zunehmend um das Thema Umweltschutz, sagt Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur Dena:

Also wir haben Kontakt zum chinesischen Bauministerium, wir haben Kontakt zum NDRC, das ist die oberste Planungsbehörde, wir haben zu Unternehmen Kontakt, also wir merken, dass die Nachfrage nach Energieeffizienz, nach regenerativen Energiequellen sehr stark zunimmt. – Stephan Kohler

Seit einigen Jahren stößt China in absoluten Zahlen mehr CO2 aus als jedes andere Land, der Pro-Kopf-Ausstoß war im vergangenen Jahr schon fast so hoch wie in der Europäischen Union. Die im Frühjahr angetretene neue chinesische Regierung will jetzt offenbar gegensteuern. Im August veröffentlichte sie eine entsprechende Richtlinie, darin wurde der Umweltsektor zur „Schlüsselindustrie“ erklärt. In den kommenden drei Jahren soll der Umweltsektor etwa doppelt so stark wachsen wie die chinesische Gesamtwirtschaft – die bekanntlich ebenfalls rasant wächst. Die Regierung investiert unter anderem in Solarparks, Windkraftanlagen und gasbetriebene Autos – und sie will dafür sorgen, dass neue Gebäude weniger Energie benötigen.

China ist der weltgrößte Baumarkt. Es werden in keinem Land so viele Gebäude, so viel Wohnfläche pro Jahr zugebaut wie in China. In China werden innerhalb zwei Jahren so viel Wohnfläche neu gebaut wie Deutschland insgesamt hat. Also in China wird derzeit ungefähr alle zwei Jahre einmal Deutschland gebaut. – Stephan Kohler

Seit etwa zehn Jahren sind die Experten der Deutschen Energie-Agentur in China aktiv. Geschäftsführer Stephan Kohler reist mehrmals im Jahr nach China, um dort Unternehmen und Behörden zu beraten. Im Oktober steht die nächste Reise an – dann weiht Kohler Chinas erstes Hocheffizienzhaus nach deutschen Standards ein, in Anwesenheit eines chinesischen Regierungsmitglieds. Auch einen Gebäude-Energieausweis wollen die Chinesen demnächst einführen, er soll für transparente Energie-Richtlinien sorgen.

Dazu haben wir jetzt auf deutsche Erfahrungen Energieeffizienzstandards entwickelt für den chinesischen Markt. Diese werden jetzt realisiert in verschiedenen Gebäuden. – Stephan Kohler

Die chinesische Regierung will den Klimaschutz mit ähnlichen Mitteln vorantreiben wie das auch bei uns geschieht: Neben direkten Fördergeldern soll es in Zukunft mehr verbindliche Effizienz-Richtlinien geben. Außerdem setzen die Chinesen stark auf Marktanreize: Die Unternehmen sollen mit Energieeffizienz neue Kunden locken. Das dazu nötige gesellschaftliche Bewusstsein für das Thema wächst langsam, glaubt Energieexperte Kohler.

Wir haben zum Beispiel mit einem großen Bauträger einen Beratervertrag, der baut im Shanghai-Gebiet und am Gelben Fluss entlang, und der sagt eindeutig, dass es immer stärkere Nachfragen von den Hauskäufern eben nach Wohnungen gibt, mit einem hohen Effizienz-Standard. – Stephan Kohler

Ein anderes großes Thema mit viel Beratungsbedarf in China sind die erneuerbaren Energien. Die Regierung will kräftig in Windkraftwerke und Photovoltaik-Anlagen investieren. Auch beim Aufbau eines intelligenten Stromnetzes setzt sie auf das Wissen aus dem Energiewende-Land Deutschland.

Also sprich, wie können diese Anlagen ins Stromsystem integriert werden. Dazu haben wir zusammen mit dem Verband der chinesischen regenerativen Energieträger einen Auftrag von der China Grid, das ist die Netzgesellschaft. – Stephan Kohler

Gerade beim Ausbau der erneuerbaren Energien und des chinesischen Stromnetzes hoffen auch deutsche Unternehmen auf gute Geschäfte. Zwar gelten beispielsweise die chinesischen Solarfirmen hierzulande eher als Bedrohung, weil sie ihre Anlagen zu Dumping-Preisen exportieren. Doch diese Sichtweise sei zu einseitig, sagt Stephan Kohler, man dürfe dabei eines nicht vergessen:

Die Photovoltaik-Produktion in China findet zu ungefähr 70 Prozent auf deutschen Maschinen und Anlagen statt, weil wir bekannt sind, dass wir hocheffiziente Maschinen und Anlagen bauen. Also ich kann eine ganze Palette von Firmen aufzeigen, die auch in China gute Geschäfte machen, also das kann man auch feststellen. – Stephan Kohler

Wirtschaftlich gesehen sind die geplanten chinesischen Investitionen in den Umweltsektor also gute Nachrichten. Ob sie am Ende tatsächlich für besseren Klimaschutz sorgen, bleibt abzuwarten.

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