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Obst, Gemüse, auch Blumen werden mit Pfanzenschutzmitteln gespritzt. Foto: Spritze im Jahr 2010 mit niedriger Abdrift CC BY 2.0 | joost j. bakker | flickr.com

Green Radio | Erster Ort in Europa ohne Pestizide

Unser Dorf will sauber werden

Ein Dorf aus Südtirol will die erste pestizidfreie Gemeinde in Europa werden: der Ort Mals. Dort sollen chemische Pflanzenschutz- oder Schädlingsbekämpfungsmittel verboten werden – so der Wille der Bürger.

+++Green Radio: Umwelt und Nachhaltigkeit – eine Kooperation mit dem Umweltbundesamt.+++


Pflanzenschutzmittel verbieten

In Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt

In Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt

Die Gemeinde Mals liegt gut 100 Meter hoch im Obervinschgau in Südtirol, Italien. Der Ort zwischen Feldern und Bergen hat etwa 5000 Einwohner – darunter engagierte Menschen wie den Apotheker Johannes Fragner-Unterpertinger.

Er und das 72-köpfige „Promotorenkomitee für eine pestizidfreie Gemeinde Mals“ setzen sich seit Jahren dafür ein, dass in ihrem Dorf der Einsatz von chemischen Pflanzenschutz- oder Schädlingsbekämpfungsmitteln in der Landwirtschaft verboten wird.

Gesundheitliche Folgen für Mensch, Tier und Umwelt

Im konventionellen Obstbau ist es üblich, dass solche Pestizide und Insektizide eingesetzt werden. Die Bürger von Mals fürchten jedoch die gesundheitlichen Auswirkungen der Pestizide auf Mensch, Tier und Umwelt. Denn die Gefährlichkeit dieser Mittel haben wissenschaftliche Studien belegt.

Selbst die Hersteller von Pestiziden wie Captan, Chlorpyrifos, Glyphosat, Difenoconazol, Fluazinam und Dithianon weisen darauf hin, dass die Mittel allergische Hautreaktionen, Augenschäden und auch Krebserkrankungen auslösen können. Gewarnt wird insbesondere vor dem Einatmen.

Keines der Mittel ist als ungefährlich einzustufen. – Johannes Fragner-Unterpertinger

Darüber hinaus gibt es Besonderheiten der Region, die den Kampf ins Rollen brachten. Die Landwirtschaft in der Gemeinde ist sehr klein strukturiert; es sind also überwiegend Höfe mit wenigen Hektar Land. Und es gibt einen konstanten Oberwind in Mals, der sogar die Bäume vor Ort schief wachsen lässt. Das heißt: Wenn ein Bauer auf seinem Feld ein Pestizid spritzt, verteilt es sich durch den starken Wind kilometerweit auf viele Felder und in die Dörfer hinein.

Saubere Atemluft ist eine überlebenswichtige Notwendigkeit und demzufolge Bestandteil des Menschenrechts auf Gesundheit. – Johannes Fragner-Unterpertinger

Um dieser Gefahr nicht weiter ausgesetzt zu sein, hat sich am 25. Februar 2013 um den Apotheker Johannes Fragner-Unterpertinger eine Initiative gegründet. Vertreten sind in dem „Promotorenkomitee für eine pestizidfreie Gemeinde Mals“ alle Altersgruppen und Berufe, vom Universitäts-Professor bis zum Landwirt.

Volksentscheid mit 70 Prozent Wahlbeteiligung

Über 20 Veranstaltungen hat die Initiative organisiert, um über die Gefährlichkeit von Pestiziden zu informieren und um für eine Zukunft ohne diese giftigen Substanzen in Mals zu werben. Offenbar mit Erfolg: Im September 2014 haben sich bei einem Volksentscheid 76 Prozent der Abstimmenden (Wahlbeteiligung: 70 Prozent) für ein Pestizid-Verbot in Mals ausgesprochen. Ab wann es wirklich umgesetzt werden wird, ist noch unklar.

Die Initiative verspricht sich von dem Verzicht auf Pestizide ein gesünderes, nachhaltigeres, wirtschaftlich erfolgreicheres und touristisch attraktiveres Mals. Wenngleich es auch Gegner des Verbots gibt: Der Sprecher der Initiative, Johannes Fragner-Unterpertinger, berichtet von Einschüchterungsversuchen und Beschimpfungen.

Es sind nur haltlose Vorwürfe, die uns gemacht werden, die man alle widerlegen kann. – Johannes Fragner-Unterpertinger

Die Initiative hat 2014 von der Ilse-Waldthaler-Stiftung den Preis für Zivilcourage und soziale Verantwortung bekommen.

Zu dem Engagement in Mals und der Übertragbarkeit auf andere Gemeinden hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt den Sprecher des „Promotorenkomitees für eine pestizidfreie Gemeinde Mals“, Johannes Fragner-Unterpertinger, befragt.

Green Radio – Gemeinde Mals gegen Pestizide 07:45

Redaktion: Insa van den Berg


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