+++Green Radio: Umwelt und Nachhaltigkeit – eine Kooperation mit dem Umweltbundesamt.+++
Maikäfersuppe – typisch deutsch?
Wenn man an krabbelnde kleine Insekten denkt, läuft es den meisten kalt den Rücken herunter. Dabei wurden Käfer bis ins 20. Jahrhundert in Deutschland noch gegessen. Die Maikäfersuppe galt hierzulande als nahrhaftes Gericht. 30 Käfer wurden pro Portion damals gesammelt. Heute löst schon ein Käfer auf dem Teller bei vielen Entsetzen aus. Dabei liegt in den kleinen Tierchen großes Potential, sagt die Welternährungsorganisation.
Wir stehen vor einem Engpass
Das die Nahrungsmittel für die rapide wachsende Weltbevölkerung in schon wenigen Jahrzehnten knapp werden, steht längst fest. Insekten könnten eine Lösung sein, heißt es. Seit etwa 15 Jahren unterstützt die Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Vereinten Nationen, kurz FAO, die Verbreitung von essbaren Insekten als Nahrungsmittel und Futter für Tierzucht. Die Organisation unterstützt zum Beispiel den Erfahrungsaustausch von traditionellen Insektenzüchternzüchtern aus Asien, Laos und Thailand mit zukünftigen Insektenzüchtern weltweit.
In den letzten 15 Jahren hat es sich von einem regionalen traditionsreichen Nahrungsmittel zu einem globalen Thema entwickelt. Man hat erkannt, das die Züchtung von essbaren Insekten, Proteine ergeben, mit denen wir auch unsere Tiere ernähren können. Als Ersatz für umweltbelastende Produkte wie Fischmehl aus dem Pazifik oder Sojamehl von gerodeten Ackerflächen im Amazonasgebiet. – Paol Vantomme, FAO
Seit Oktober unterstützt die EU die Produktion von Insekten als Lebens- und Futtermittel auch finanziell. Wie Insektenzucht auch Menschen in ärmlichen, städtischen Regionen ein Einkommen sichern kann, zeigt ein Projekt der FAO in Kinshasa im Kongo. Rund tausend Menschen haben in einer Schulung gelernt, wie sie in der Stadt Biomüll finden, zum Beispiel alte Bananenblätter. Der Abfall ist ideales Futter für ihre Insektenzucht, für die sie nur eine gebrauchte Plastikkiste brauchen. Den Ertrag verkaufen sie schließlich als Futter an regionale Tierzüchter.
Eine umweltfreundliche Alternative
Nils Grabowski von der Hochschule Hannover hat sich auf essbare Insekten spezialisiert und kennt die ökologischen Vorteile der Insektenzucht gegenüber herkömmlicher Viehzucht.
Angefangen davon, dass sie weniger Wasser benötigen zur Produktion, sie haben auch eine deutlich weniger große Menge von Futtermitteln, die sie da rein kippen müssen. Ein Beispiel: Sie brauchen ungefähr sechs Kilogramm Futter für ein Kilogramm Rindfleisch, Sie brauchen aber ungefähr 1,5 Kilogramm Futter für ein Kilogramm Insekten Eiweiß oder Fleisch. – Nils Grabowski, Hochschule Hannover
Grabowski isst mittlerweile gerne Insekten, sagt er. Er hat sich zur Aufgabe gemacht viele Menschen für das ungewöhnliche Nahrungsmittel zu begeistern. Seine Erfahrung hat ihm gezeigt, dass eine Verkostung in der Regel alle Vorurteile gegenüber den Krabbeltieren auf dem Teller verschwinden lässt. Die meisten seien sogar vom Geschmack positiv überrascht.
Es gibt eine Studie aus Thailand, die zeigt, das die meisten Leute Insekten deswegen gerne essen, weil sie eben schmecken. Es ist eine Frage er Zubereitung, aber die Leute essen Insekten nicht als Notnahrung. Das ist ein wirklich hochwertiges Lebensmittel, in der Regel mit sehr guten Eiweißwerten sehr guten Fettsäure-Systemen, Vitamine, man höre und staune, Mineralien. Ich sehe eigentlich keinen Grund, warum wir das hier nicht auch essen sollten. – Nils Grabowski, Hochschule Hannover
Potetial sieht Grabowski vor allem in Insektenmehl, das Nahrungsmitteln wie Nudeln oder Brot beigemischt werden könnte.
Insekten in unserer Nahrung
Jeder von uns esse bereits regelmäßig Insekten, erklärt Paul Vantomme von der FAO. 250 Gramm verspeisen wir in Deutschland jährlich, Vegetarier und Veganer sogar fast die doppelte Menge.
Es sind Fragmente von Insekten, die man im Mehl findet, im Brot, in unseren Salaten in unseren Fruchtsäften oder Äpfeln. Es ist schlicht unmöglich Insekten aus dem Nahrungsmittelsystem auszuschließen. – Paul Vantomme
In 20 bis 30 Jahren wird sich unser Nahrungsmittelmarkt maßgeblich Verändert haben, sagt Paul Vantomme voraus. Insekten werden als Nahrungsmittel global eine Rolle spielen und weitreichend als Tierfutter eingesetzt werden. Das sei notwendig, denn bis 2050 soll die Weltbevölkerung von heute sieben ein halb Milliarden auf fast 10 Milliarden Menschen anwachsen.