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Jeder Dritte bezieht in Deutschland seinen Strom ganz klassisch beim regionalen Grundversorger; oft sind das die örtlichen Stadtwerke. Weitere 43 Prozent haben sich dort genauer umgeschaut und eine Sondervereinbarung getroffen – bekommen also zum Beispiel von den Stadtwerken sogenannten Ökostrom. Nach Ansicht vieler Umweltverbände verdient der diese Bezeichnung aber nicht immer.
Was ist Ökostrom?
Mit Ökostrom ist Strom gemeint, der aus erneuerbaren Energien stammt, zum Beispiel aus Wind, Sonne oder Biogas. Strom aus erneuerbaren Energien gilt als umweltfreundlicher, anders als konventioneller Strom, der aus Kohle, Erdöl, Erdgas oder Atomkraft gewonnen wird. 2015 sind in Deutschland 30 Prozent allen Stroms aus erneuerbaren Energien erzeugt worden.
In Deutschland gibt es aber keine verbindliche Definition, was Ökostrom genau ist. Der Begriff ist nicht geschützt. Das macht es für Verbraucher schwierig zu durchschauen, was die verschiedenen Stromanbieter für Angebote haben.
Zertifikate sollen deshalb den Verbrauchern helfen. Denn sie sollen dem Kunden garantieren, dass sein Strom aus erneuerbaren Energien stammt. Es gibt jedoch verschiedene solcher Siegel. Zu ihnen gehören das OK-Power-Label, das Grüner-Strom-Label und Zertifikate vom TÜV. Darüber hinaus gibt es europäische Siegel. Und dann setzen einige Anbieter sich selbst freiwillig Maßstäbe, die über all diese Kriterien hinausgehen.
Was tun als Verbraucher?
Ökostrom kann man in Deutschland von mehreren hundert Anbietern beziehen: zum Beispiel von Energie-Riesen wie Vattenfall, RWE, EnBW oder E.On. Diese Konzerne betreiben hauptsächlich Atom- oder Kohlekraftwerke. Umweltschutzverbände sagen: Ökostrom sei nur dann für die Umwelt nützlich, wenn er konventionellen Strom aus Atom oder Kohle vom Markt verdränge. Durch den Kauf von Ökostrom sollen neue Wind-, Solar- oder Wasserkraftanlagen gebaut werden. Es ist strittig, ob Konzerne wie Vattenfall, RWE, EnBW oder E.On überhaupt an einer solchen Energiewende interessiert sind, weil sie eben zeitgleich auch konventionelle Kraftwerke betreiben. Möglich ist also, dass Ökostrom-Kunden mit ihrem Geld indirekt beispielsweise in Kohlekraftwerke investieren.
Es gibt jedoch einige wenige Anbieter von Ökostrom, die von großen Konzernen unabhängig sind und ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien produzieren und liefern. Dazu zählen die Naturstrom AG, Greenpeace Energy, Lichtblick und die Elektrizitätswerke Schönau.
Was macht deren Ökostrom so besonders?
Sie alle investieren in den Bau neuer Ökokraftwerke.
Nach der Liberalisierung des Strommarktes 1998 ist die Naturstrom AG als einer der ersten deutschen Ökostrom-Anbieter gegründet worden. Inzwischen hat sie 240.000 Ökostromkunden in ganz Deutschland. Pro Kilowattstunde zahlen Verbraucher dort rund 27 Cent.
Verbraucher sollten sich die Fragen stellen: Wohin wandert eigentlich mein Geld? Was bewirke ich mit meinem Wechsel? Es gibt nämlich nur sehr wenige Ökostromanbieter, die glaubwürdig Energiewende und Klimaschutz vertreten können, weil sie nicht parallel konventionelle Kraftwerke betreiben. – Dr. Tim Loppe von der Naturstrom AG
Bei Greenpeace Energy beziehen bundesweit derzeit etwa 125.000 Kunden Ökostrom zu einem Preis von ebenfalls etwa 27 Cent pro Kilowattstunde. Der Anbieter ist ebenfalls seit Ende der 1990er-Jahre am Markt und sieht sich als politischer Versorger.
Unsere Kunden verteilen sich über ganz Deutschland, einige mehr im Westen, einige mehr in den Großstädten. Sie sind etwas älter, gut gebildet, verdienen gutes Geld. Und sie sind sehr sensibel, was ökologische Themen angeht, und sie sind auch sehr engagiert in dem Bereich. – Christoph Rasch, Greenpeace Energy
Transparenz
Beim Mitbewerber Lichtblick zahlt man für eine Kilowattstunde knapp 26 Cent und kann ebenfalls in ganz Deutschland versorgt werden. Bislang gilt das für etwa 650.000 Kunden – darunter Geschäftskunden wie der FC St. Pauli, die BioCompany oder Die Zeit.
Es gibt bei uns keine Verwicklungen zu anderen Energie-Konzernen, auch nicht auf den zweiten Blick. Für den Verbraucher lohnt sich immer ein Blick in das Impressum, in dem dann steht, ob der Anbieter möglicherweise eine Tochtergesellschaft eines großen Energiekonzerns ist, der auch konventionellen Strom anbietet. – Anke Blacha von Lichtblick
Die Elektrizitätswerke Schönau sind aus einer Bürgerinitiative heraus entstanden, die sich nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 gegründet hat, um sich für ökologischeren Strom stark zu machen. Von den EWS beziehen inzwischen deutschlandweit 165.000 Kunden ihren Ökostrom. Eine Kilowattstunde kostet rund 26 Cent.
Wir haben angefangen mit Stromsparwettbewerben, sind deshalb in Konflikt geraten mit dem damaligen Netzbetreiber. Der hat das als Geschäftsschädigung begriffen. Uns wurde dann schnell klar, dass wir das Netz selbst in die Hand nehmen müssen. Mit zwei erfolgreichen Bürgerentscheiden sind wir damit also der demokratisch legitimierteste Netzbetreiber Deutschlands. – Geschäftsführer Sebastian Sladek von den Elektrizitätswerken Schönau
Ist der Ökostrom von unabhängigen Anbietern teurer?
Der durchschnittliche Preis für eine Kilowattstunde Strom hat 2015 gut 29 Cent betragen. Gerade Verbraucher, die bislang bei dem örtlichen, meist sehr teuren Grundversorger angemeldet sind, können bei einem Wechsel zu einem Ökostromanbieter sogar Geld sparen.
Wie kann ich den Stromanbieter wechseln?
Die Naturstrom AG, Greenpeace Energy, Lichtblick und die Elektrizitätswerke Schönau versorgen Kunden in ganz Deutschland. Für einen Wechsel melden Interessierte sich online oder telefonisch bei dem jeweiligen Anbieter. Die Wechselformalitäten übernimmt dann der neue Versorger.