Mehr Reichtum, mehr Freizeit?
Bereits im Jahr 1928 verfasste der wegweisende Ökonom des 20. Jahrhunderts John Maynard Keynes einen Essay über die wirtschaftliche Zukunft nachfolgender Generationen. Darin träumt er von enormen Produktivitätssteigerungen und davon, dass sich die Arbeitszeit jedes Menschen auf drei Stunden täglich verringern würde.
Heute, im Jahr 2018, ist die Produktivität viel größer als Keynes es je vermutet hätte. Und doch hat sich die Arbeitszeit kaum verringert. Dabei wünschen sich immer mehr mehr Flexibilität im Job. Vor allem Gewerkschaften sowie linke Ökonomen und Politiker sind deswegen an der 28-Stunden-Arbeitswoche interessiert.
Die Arbeitszeitverringerung war schon immer zukunftsfähig. Obwohl die Volkswirtschaft vervierfacht ist, qua Wirtschaftswachstum, arbeiten wir im Moment noch ungefähr dieselben Stunden wie 1960. – Alfred Kleinknecht, Hans-Böckler-Institut
IG Metall setzt neues Modell durch
Einen ersten Vorstoß in diese Richtung hat jetzt die IG Metall in Baden-Württemberg erzielt. Dort einigten sich Gewerkschaft und Arbeitgeberverband neben Lohnerhöhungen auch auf die Möglichkeit der Mitarbeiter, die Vollzeitarbeit auf 28 Stunden pro Woche zu verkürzen. Zwar nur maximal zwei Jahre lang, dennoch ist es ein Meilenstein.
Im Gegenzug dürfen Arbeitgeber im gleichen Umfang mehr Arbeiter zu 40 Stunden in der Woche beschäftigen. Die Tarifabschlüsse in Badem-Württemberg haben auch für die anderen Tarifbezirke der Metall- und Elektroindustrie Vorbildcharakter. Und auch in anderen Branchen könnte das den Weg für ähnliche Regelungen ebnen.
Ist die 28-Stunden-Woche ein zukunftsfähiges Modell oder ein zu großes Wagnis? Darüber hat sich detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Kollegin Eva Weber unterhalten. Die detektor.fm-Redakteurin hatte im Rahmen ihrer Recherche mit Prof. Alfred Kleinknecht gesprochen, der für die Hans-Böckler-Stiftung zum Thema Arbeit forscht.