e-Tickets sind eigentlich eine ziemlich praktische und umweltbewusste Sache. Anstatt sich das sowieso im Netz gekaufte Ticket für die Bahn auszudrucken, wird es einfach via App auf das Mobiltelefon geladen. Kommt dann im Zug der Schaffner vorbei, halten wir ihm einfach unser Mobiltelefon vor die Nase, anstatt wild in der Tasche nach dem Ausdruck zu suchen.
Schwierig, und vor allem teuer, wird es, wenn die App nicht so will wie wir oder der Akku alle ist. Dann wird nämlich ein „erhöhtes Beförderungsentgeld“ fällig, das von der DB Fahrpreisnacherhebungsstelle abgerechnet wird. Eine legitime und gängige Praxis – sollte man meinen.
Fahrpreisnacherhebungsstelle: Nicht das, was sie zu sein scheint
Tatsächlich fangen mit dieser Erhebungsstelle der Deutschen Bahn die Probleme für Kunden oft erst an. Denn hinter ihr steckt eine Firma, die gar nicht Teil der Deutschen Bahn AG ist, sondern eine Tochtergesellschaft des Bertelsmann-Konzerns: Arvato Infoscore.
Prinzipiell ist das legal. Problematisch ist, dass diese Firma nicht nur für die Bahn als Inkasso-Unternehmen arbeitet, sondern auch als Auskunftei. Konkret bedeutet das: Arvato Infoscore verdient auch sein Geld damit, Kreditwürdigkeiten zu beurteilen. Und das ist anhand von Kundendaten möglich, auf die das Unternehmen als Fahrpreiserhebungsstelle der Bahn Zugriff hat.
Die bekommen jetzt von der Bahn eben nicht nur den Auftrag, einen bestimmten Betrag bei einer bestimmten Person einzutreiben – mehr brauchen die nämlich nicht unter dem Gesichtspunkt der Datensparsamkeit – sondern die bekommen noch alle möglichen Daten zusätzlich. Das ist ein Riesenproblem! – Achim Doerfer, Rechtsanwalt
Datenschutz? Fehlanzeige!
Erste oder zweite Klasse? ICE oder Regionalbahn? Bahncard oder nicht? Auf all diese Kundendaten hat Arvato Infoscore als Fahrpreiserhebungsstelle der Bahn Zugriff. Damit kann das Unternehmen nicht nur ein ziemlich genaues Profil über uns Kunden erstellen, sondern vor allem herausfinden, wie liquide wir sind. Diese Informationen lassen sich wiederum teuer weiterverkaufen. Ein Grund, weshalb der Kölner Jura-Professor Karl-Nikolaus Peifer der Bahn vorwirft, gegen den Datenschutz zu verstoßen.
An dem Vorwurf ist eine ganze Menge dran. Ich würde auch da zunächst einmal die Deutsche Bahn in der Verantwortung sehen. – Achim Doerfer
Warum es so gefährlich ist, dass die Deutsche Bahn dem Unternehmen Arvato Infoscore Zugriff auf ihre Kundendaten gewährt, und wie sich Kunden dagegen wehren können, hat sich detektor.fm-Moderatorin Maj Schweigler von Rechtsanwalt Achim Doerfer erklären lassen.