Still und anspruchslos
Kaktus hier, Kaktus dort. Auf Kissenbezügen, Notizbüchern, Tassen und Motivpapier. Oder eben frisch und lebendig auf der Fensterbank. Die stacheligen Gewächse haben Wohnungen, Büros und Cafés erobert. Wie weitreichend der Trend ist, darüber denkt man eher nicht nach. Tatsächlich ist die Nachfrage an den Sukkulenten so groß, dass gängige Gärtnereien und Pflanzenhändler den Bedarf kaum decken können. Deshalb wird nun sogar auf dem Schwarzmarkt mit den stacheligen Pflanzen gehandelt.
In einer Reihe mit Drogen und Elfenbein
Und der Hype trägt noch weitere Früchte. Inzwischen werden die beliebten Pflanzen sogar in ihren Herkunftsländern illegal ausgegraben und in die Welt verschickt. Warum? Manche Kakteenarten kommen äußerst selten vor, andere wiederum brauchen viele Jahre, um überhaupt eine Faustgröße zu erreichen. Das sind nicht die besten Voraussetzungen, um die Nachfrage zu stillen. Deswegen graben Kakteenjäger seltene Gewächse samt Wurzel aus und bringen sie auf illegale Weise über die Grenze. Auf dem Schwarzmarkt können sie dann gute Preise für die Pflanzen erzielen. An sich gibt es zwar Kakteen an jeder Ecke für wenig Geld. Doch ein Kenner und Sammler zahlt gerne auch den höheren Betrag, wenn er eine seltene Art ergattert.
Also, da geht’s tatsächlich um ganz seltene Sachen, um Dinge, die ich zum Teil selber noch nie live gesehen habe. Da spielt vielleicht auch ein bisschen das Internet mit rein. Da ist dann eine Pflanze, die ganz viele Leute beeindruckt und begeistert. Und das geht dann ratzfatz rund um die Welt. Und da sind wir Menschen wahrscheinlich noch ein bisschen Kind geblieben, das wollen wir dann haben, manche Menschen um jeden Preis. – Ulrich Haage, betreibt eine Gärtnerei für Kakteen
Über den Kakteen-Schwarzmarkt und dessen Folgen hat detektor.fm-Moderatorin Barbara Butscher mit Ulrich Haage gesprochen. Er ist Inhaber der Erfurter Kakteenzucht und -Gärtnerei Kakteen-Haage.
Redaktion: Alexandra Boger