Laut der Studie der Universität Halle-Wittenberg im Auftrag des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zahlt nahezu ein Viertel der Kliniken Extra-Honorare – sogenannte Fangprämien – an Ärzte, damit diese ihnen Patienten zuweisen. Aber auch nichtärztliche Leistungserbringer wie Sanitätshäuser oder Hörgeräte-Akustiker hätten zugegeben, schon Vorteile wie Geld oder Sachleistungen von Kliniken erhalten zu haben.
Jeder Fünfte der befragten Ärzte hat angegeben, gar nicht zu wissen, dass man sich an der Zuweisung von Patienten nicht bereichern darf.
Die Krankenkassen kritisierten ein „erhebliches Korruptionspotenzial“ im Gesundheitswesen und wollen solche Praktiken nicht länger dulden. Sie würden dafür sorgen, dass den Ärzten die Zulassung entzogen wird. Und auch Gesundheitsminister Bahr fordert die Krankenkassen auf, zu handeln. Die Kassen müssten Verdachtsfällen konkret nachgehen und Konsequenzen ziehen.
Die Ärzte haben die Vorwürfe zum Start des 115. Deutschen Ärztetags in Nürnberg als Polemik zurückgewiesen. Bundesärztekammer-Präsident Frank Ulrich Montgomery hat den Autoren der Studie Stimmungsmache gegen Mediziner vorgeworfen. Er fordert die Kassen zur Anzeige auf: „Die Kassen sollen Ross und Reiter nennen, wenn sie das können.“
Warum es so schwierig ist, diese Art von Korruption aufzudecken und ob diese Fangprämien auch ein Gesundheitsrisiko für Patienten darstellen, erklärt Christiane Fischer. Sie ist Ärztin und Gründungsmitglied der Initiative „Mein Essen zahl ich selbst„, kurz MEZIS. Die Initiative spricht sich gegen Korruption bei Ärzten aus.
Diese Nehmer-Mentalität [unter Ärzten, Anm.d.Red.] ist sehr stark ausgeprägt und das ist die Korruption.