Alte Autos, Zigarren und prächtige Fassaden mit dem Charme der Zeit – diese Dinge verbinden die meisten mit dem Inselstaat Kuba. Seit Barack Obama am 17. Dezember 2014 die Normalisierung der Beziehung zwischen Kuba und den USA eingeleitet hat, ist die Euphorie groß. Seitdem reisen immer mehr Leute auf die karibische Insel. Das hat natürlich auch Folgen für die kubanische Bevölkerung. Einerseits schafft der Tourismus Arbeitsplätze und spült Geld an Kubas Strände. Andererseits gibt es aber auch negative Aspekte.
Kuba: Tourismus im Sozialismus
Kubas Arbeitsverhältnisse stehen auf den Grundpfeilern eines sozialistischen Systems. Das heißt, nahezu alle Gehälter werden vom Staat reguliert und verteilt. Vor einigen Jahren hat die kubanische Regierung jedoch ihr Wirtschaftsmodell reformiert und unter anderem die private Führung von Restaurants und Unterkünften erlaubt.
Durch die enorme touristische Nachfrage steigen natürlich auch die Preise. Kubaner, die privat im Tourismus tätig sind, verdienen jetzt viel mehr als die restliche Bevölkerung. Denn deren Gehälter sind oft noch auf Sozialismus-Niveau.
Heute Arzt, morgen Touri-Guide
Die hohen Verdienstmöglichkeiten bringen viele Kubaner dazu, ihrem erlernten Beruf den Rücken zuzuwenden, um sich dem lukrativen Touri-Geschäft anzuschließen. Ärzte beenden ihre medizinische Karriere, um in Havanna Urlauber herumzuführen. Professoren schmeißen hin und bieten ihr Privatauto als Taxi an.
Die extreme Verschiebung hin zum Tourismus stellt eine Gefahr dar, unter anderem für Kubas Bildungs- und Gesundheitssystem. Die Regierung muss sich nun überlegen, wie sie den benötigten Arbeitskräften diese Positionen wieder schmackhaft machen kann. detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert hat sich mit Kuba-Kenner und Blogger Marcel Kunzmann über die aktuelle Situation und mögliche Perspektiven unterhalten.
Readaktion: Robin Hatting