„Die Hobrechts“ so nennt sich eine Agentur von Computerspielentwicklern in Berlin. Aber „Die Hobrechts“ entwerfen längst nicht „nur“ Computerspiele. Mittlerweile verdient die Agentur einen großen Teil ihres Geldes mit Ideen für andere Branchen.
Zu den Kunden zählt unter anderem ein regionales Bahnunternehmen, Verlage oder eine Tageszeitung. „Die Hobrechts“ sitzen mit ihrem Büro in Berlin, Neukölln. Der Name stammt übrigens daher, dass sie bereits vor der Firmengründung immer als „die Hobrechts“ gerufen worden sind.
Büro und Wohnung waren anfangs bei den Hobrechts eine Einheit. Noch heute wohnt beispielsweise Christoph Brosius, der Geschäftsführer, in den Räumen. „Die Hobrechts“ haben ihr Hauptquartier in einer alten Fabriketage aufgeschlagen.
Christian Bollert hat „Die Hobrechts“ besucht.
„Die Hobrechts“ gehören zu den Kultur- und Kreativpiloten des Bundeswirtschaftsministeriums. Bis zum 31. März können sich dort Unternehmer aus der Kultur- und Kreativwirtschaft bewerben.
Der Beitrag zum Lesen.
Berlin Neukölln, in der Nähe des Herrmannplatzes. Anschrift: Hobrechtstraße 65. Wir treffen hier die Hobrechts. Christoph Brosius ist der Geschäftsführer der Agentur. Kaum durch die Tür steht man inmitten eines großen Raumes einer alten Fabriketage.
Herzlich Willkommen in unserem Konferenzraum der ja nahtlos übergeht in unsere Multimedia-Couchecke die nahtlos übergeht in unsere Büroecke. Das ist so das besondere hier unter anderem, das ist ein großes Loft. Wir trennen das nicht. Ein großer durchgängiger Raum der viel tatsächlich auch so Sichtweite gibt. Wenn man so am Schreibtisch sitzt, dann guckt man nicht auf die nächste Stellwand sondern man hat Raum zum Gucken. Wir haben gemerkt, dass das ganz viel bringt und sehr entspannend ist.
„Die Hobrechts“ das sind vier Computerspielentwickler. Kennengelernt haben sie sich an der „Games Academy Berlin“, der wohl renommiertesten deutschen Ausbildungsstätte für Computerspielentwickler. Aber Computerspiele allein reichen ihnen nicht. „Die Hobrechts“ geben ihr Wissen und ihre Erfahrung auch an andere Branchen wie Buchverlage weiter. Sie schauen, wie alltägliche Dinge mehr Begeisterung auslösen und mehr Spaß machen. Moderne Schlagwörter dafür sind „Gamification“ oder „Game Thinking“. Aber warum braucht jemand überhaupt Berater wie „Die Hobrechts“?
Warum kommen also die Menschen mit denen wir interagieren und die uns für unsere Meinung und Expertise bezahlen nicht selber auf die richtigen Fragen? Weil die Welt sich zu schnell dreht.
Für Christoph Brosius brauchen die meisten Kunden einen Schubser in die richtige Richtung. Aus seiner Sicht müssen die richtigen Fragen gestellt werden. „Die Hobrechts“ stellen aber nicht nur Fragen für ihre Kunden, sie produzieren auch selbst Spiele und Anwendungen. So haben Sie für das bei Vorschulkindern sehr beliebte Wimmelbuch eine digitale Version erschaffen, die Wimmelburg.
Die Wimmelburg ist ein interaktives Kinderbuch für Vorschulkinder ohne Text, das letztes Jahr von Deutschlands Entwicklern zum besten Kinderspiel des Jahres 2012 ausgezeichnet wurde. Es ist für mobile Geräte einmal entwickelt worden, eigentlich für das ipad. Und da sind wir wahnsinnig stolz drauf und haben auch so viel davon gelernt, dass wir mit Hinz- und Kunz heute wieder sprechen können und sagen können, schau mal, wir labern nicht nur, wir wissen selber wie man Spiele macht und wir machen das auch noch weiterhin.
Das gesamte Team hat monatelang für dieses sehr detailreiche Projekt gearbeitet. Kinder und Eltern können in der Wimmelburg Figuren mit ihren Fingern zum Leben erwecken und dann ertönen dazu die passenden Geräusche. Für Christoph Brosius ist Begeisterung für das Projekt wie im Fall der Wimmelburg entscheidend. Leidenschaft als Erfolgsfaktor.
Eine unserer großen Herausforderungen liegt darin, zu identifizieren, können wir etwas mit dem Projekt oder Produkt anfangen. Verstehen wir das, brennen wir dafür? Weil wenn wir nicht dafür brennen, dann sind wir entweder schlechte Berater oder schlechte Gestalter, schlechte Designer.
Die kreative und flexible Arbeitsweise in der Agentur führt fast zwangsläufig zu unterschiedlichen Arbeitsbelastungen. Ihre eigene Arbeit verteilen „Die Hobrechts“ analog. Klebezettel mit den persönlichen Aufgaben signalisieren die jeweilige persönliche Arbeitsbelastung.
Wir hatten mitunter das Problem, dass wir eine sehr unausgewogene Arbeitsbelastung hatten. Manche Leute waren überforderter als andere. Deshalb haben wir diese Dreigliedrichkeit aufgezogen. Was sind die Sachen, die ich diese Woche zu machen haben, was weiß ich, was nächste Woche kommt und was sind die Sachen wo ich weiß, dass sie kommen auch wenn ich noch nicht weiß, wann sie kommen. Dadurch das es Post-Its sind, können wir die auch geschmeidig tauschen. Also, wenn ich ein bisschen zu viel Arbeit habe, genau wie Severin da gerade verzweifelt draufschaut, könnten wir Arbeit von einem zum anderen mit einem Klebestreifen wechseln.
Fragt man „Die Hobrechts“ nach ihrer Firmengeschichte. Dann kommt die Salamitaktik als Antwort. Sie haben das Risiko einfach in Scheiben geschnitten. Die vier Gründer haben zuerst zusammengearbeitet, irgendwann musste Software angeschafft werden und dann war es auch sinnvoll eine Firma zu gründen. Schnell ist aus dieser Firma eine GmbH geworden.
Aber ohne Angst und Skepsis sind auch „Die Hobrechts“ nicht, auch wenn sie schon einige Level in der Firmenentwicklung geschafft haben. Stichwort: Angst.
Die hab ich heute noch. Ich glaube das gehört zum Selbstständigsein dazu. Das ist Teil des Systems, Angst haben. Warum? Weil dich das wach hält, das hält dich hungrig, das hält dich in einem Zustand wo du dich nicht komfortabel zurücklehnst und sagst „Ah, das passt alles schon, das wird immer genauso bleiben. Die Welt wird sich nie wieder verändern.“ Nee, die Welt ändert sich relativ schnell und sogar relativ häufig und es wäre gut, wenn man nicht immer alles als gegeben annimmt.
„Die Hobrechts“ zählen mit ihrer Firma zur Kultur- und Kreativwirtschaft oder wie Geschäftsführer Brosius sagt, zu dem großen Ameisenhaufen von Kreativen, der bisher zu wenig Aufmersamkeit bekommt. In Zukunft wollen „Die Hobrechts“ unsere Welt lebenswerter und unterhaltsamer machen. Denn aus ihrer Sicht macht die Welt in der wir heute leben einfach nicht genug Spaß.