Videowürfel kennt wahrscheinlich jeder aus Hallen und Stadien, auch LED-Lampen sind mittlerweile in vielen Haushalten angekommen. In Dortmund tüfteln aber Leute daran, wie man LEDs kreativ nutzen kann.
Die Artmos GmbH baut aus LED-Bausteinen komplett leuchtende Kugeln und fasziniert Zuschauer mit einer LED-Lichtshow. In unserer Serie „Machen statt Quatschen“ hören wir heute Wolfram de Bruyn, er ist Geschäftsführer und kreativer Kopf der Lichtkünstler aus Dortmund.
Christian Bollert hat ihn für detektor.fm getroffen.
Das Video zur LE3D-Kugel
Der Beitrag zum Nachlesen
In Dortmund Aplerbeck befand sich früher eine große Eisenhütte. Heute arbeiten hier Lichtkünstler an softwaregesteuerten Lichtshows. Wolfram de Bruyn ist der kreative Kopf des Unternehmens. Schon mit sechs Jahren entdeckt er die Zauberei für sich, nach einem Ausflug in die Informatik, kehrt er dann zur Zauberei zurück. Erst auf der Straße, dann auf der Bühne. Der leuchtende Daumen vieler Zauberer ist dann vor sieben Jahren die Inspiration für eine LED-Show und die Gründung einer eigenen Firma, der Artmos GmbH.
Durch die GmbH musste ich mich mit Dingen auseinandersetzen, Verträge unter fremden dritten und so weiter und die Firma als eine eigene Entität definieren. Und dadurch habe ich es viel besser hinbekommen, zu schauen, wer bin ich privat und wer bin ich beruflich. Also, was ist meine Funktion hier. Ich liebe es auch, jeden Morgen zur Firma zu gehen, weil es den Abstand schafft und nach der Arbeit wieder nach Hause zu gehen. Ansonsten wäre das alles ein großer Klumpatsch, so ist es klar definiert, da arbeite ich und da kümmere ich mich um meine Frau und meine Tochter.
Beruflich tüftelt er an neuen Ideen rund ums Licht. Der neueste Clou, eine beleuchtete Kugel mit LED-Leuchten ohne jede Naht, die von allen Seiten angeschaut werden kann. Bei der Entwicklung kam Wolfram de Bruyn sein Organisationstalent und seine, wie er es nennt, „Übersetzerfähigkeiten“ zu gute.
Dann kannte ich halt einen von früher, der im 3D-Spielebereich unterwegs ist und sich mit 3D auskennt. Und ich habe ihm das gesagt und er mit fliehenden Fahnen: „Ja, das machen wir.“ Und so ist es dann entstanden, dann haben wir an Formen rumgebastelt. Was macht Sinn, damit es nicht nur eine einmalige Sache wird, sondern direkt ein Produkt. Wie ist es später dann auch mal tauglich für den Outdoor-Bereich und sowas und damit sind wir dann losgegangen.
Von klassischer Marktforschung hält er wenig, denn innovative Produkte entstehen aus seiner Sicht anders, es geht um Qualität und Kreativität. Mittlerweile ist die LED-Kugel das umsatzstärkste Produkt der GmbH. Der letzte Kunde stammt von der arabischen Halbinsel, genauer gesagt aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Wir haben gerade eine nach Dubai geliefert. Da drüben ist halt Faszination das erste und wenn ein Scheich sie haben will, dann wollen auch die anderen Scheichs. Und man muss ja auch sagen, Dubai ist ja ein Land, ein Emirat, wo es nichts gibt. Das heißt, sie leben komplett drinnen und sie versuchen, die Faszination in Räume zu holen.
Für Wolfram de Bruyn ist es die Faszination für die verschwimmende Grenze zwischen realer und virtueller Welt, die seine Arbeit so spannend macht.
Es sind so Momente, als wir die Kugel zum Beispiel präsentiert haben, haben wir sie scheinbar in Brand gesetzt und die Leute sind einen Schritt zurückgegangen. Also das Feuer war nur Animation, aber die Leute haben körperlich reagiert und immer wenn wir das erreichen oder die Augen die sich weiten, weil plötzlich: „Nee, dat geht nicht.“ Wenn das entsteht, dafür arbeite ich, eigentlich. Also für genau dieses ohhh.
Damit das entsteht, braucht es aber Kunden und die Absprache und Koordination von 30 bis 40 Mitarbeitern im Umfeld der Artmos GmbH. Im kommenden Jahr will Wolfram de Bruyn gern schuldenfrei sein und das scheint momentan auch sehr realistisch. Die Kunden sind meist große Unternehmen oder Konzerne. Denn so eine Kugel kostet fast 200.000 Euro, die nächste Generation soll bald noch leistungsfähiger sein und weniger als 100.000 Euro kosten.
Also, es sind schon sehr die finanzkräftigen Unternehmen, die es sich leisten können, neue Ideen zu bezahlen, weil neue Ideen sind teurer als Ideen, die schon länger am Markt sind.
In den letzten Jahren war es für Wolfram de Bruyn aber nicht immer leicht. So hat die Entwicklung der Leuchtkugel eigentlich zu lange gedauert und sehr viel Geld kostet und nach einer Weile hat Wolfram de Bruyn auch sein Team verkleinern müssen. Herausforderungen:
Das eine ist Mitarbeiterführung. Das andere dann auch Leuten kündigen, war für mich eine sehr große Herausforderung, weil ich habe alle Leute gemocht, die hier gearbeitet haben und die Verantwortung nehmen. Also wir machen mittlerweile Projekte die extrem teuer sind und Fehler werden extrem teuer und da reinwachsen, diese rechtzeitig zu erkennen, bevor sie wirklich ein Problem werden. Die größte Herausforderung ist einfach, dafür gerade zu stehen.
Diese Rolle als Unternehmer hat er angenommen. Er und die anderen Mitarbeiter werkeln jeden Tag auf dem Gelände der alten Eisenhütte in Dortmund Aplerbeck an neuen, überraschenden Ideen rund um das LED-Licht.
Der Firmensitz im Ruhrgebiet ist kein Zufall:
Weil mir der Menschenschlag gefällt. Die Leute hier sind geradeaus, direkt, nehmen kein Blatt vor den Mund und jeder ist, wie er ist. Das ist glaube ich, so ein bisschen Malochertradition. Man hält irgendwie zusammen, aber sie sind alle so ein bisschen eigen und da passen wir ganz gut rein.
Pläne hat Wolfram de Bruyn noch jede Menge: Er will Bilder von 360-Grad-Kameras live auf die Kugel übertragen, denkt über eine Nachttischlampe in Form einer Pflanze nach, deren Blätter leuchten. Und warum sollen LEDs nicht künftig auch in Kleidung verwendet werden? Anderen Menschen mit verrückten Ideen rät er zu Mut:
Traut euch! Traut euch, es zahlt sich aus und man wird erwachsener auf dem Weg. Es bleibt einfach nicht aus, man muss sich mit so vielen Anteilen von sich auseinandersetzen, um eine Firma erfolgreich zu führen. Das ist ein Geschenk und ich glaube, das ist unsere Aufgabe. Wir haben etwas zu geben, deshalb sind wir hier und wir sollten herausfinden, was das ist.