SPD will Pharmafirmen verpflichten
Schon seit Jahren gibt es in Deutschland einen Medikamten-Engpass: Arzneimittel, darunter auch lebenswichtige, können nicht in ausreichender Menge geliefert werden. Laut den deutschen Apothekerverbänden haben 2017 etwa die Hälfte aller Patienten nur einen Arzneistoff zweiter Wahl bekommen. Besonders betroffen sind vor allen Dingen Schmerzmittel wie Ibuprofen, Blutdrucksenker und einige Antidepressiva.
Die Suche nach Lösungen bei Lieferengpässen gilt als eines der größten Ärgernisse im Alltag von Apothekern und gefährdet nicht zuletzt auch Patientinnen und Patienten. Nun will die SPD Pharmaunternehmen in die Pflicht nehmen: Kommen sie der Versorgung nicht nach, sollen notfalls Geldstrafen drohen.
Wie kommt’s zum Medikamenten-Engpass?
Über die Gründe für den Medikamenten-Engpass sind sich ärztliches Fachpersonal und Apotheken weitgehend einig: Pharmaprodukte werden oft billig im Ausland hergestellt, bei Verunreinigungen gibt es dann Rückrufaktionen – und das Medikament ist anschließend nicht mehr auf dem Markt.
Ein weiterer Grund sind die sogenannten Arzneimittel-Rabattverträge. Das sind Verträge zwischen Pharmafirmen und Krankenversicherungen über exklusive Belieferungen: Pharmafirmen bieten günstiger an, dafür werden die Versicherten dann ausschließlich mit diesem Medikament versorgt. So werden Arzneimittel zwar billiger, es schränkt aber auch die Auswahl an Verschreibungsmöglichkeiten ein. Ärzte und Apotheker wünschen sich neue Regeln, doch die Krankenkassen meinen, Rabattverträge haben nichts mit den Lieferengpässen zu tun.
Wir haben eine große Zentralisierung der Arzneimittelproduktion an Billigstandorten. − Mathias Arnold, Apotheker
Wie es zu den Lieferengpässen kommt und welche Lösungsvorschläge es gibt, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Mathias Arnold, Vizepräsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände gesprochen.
Redaktion: Dominik Lenze