Eine Räuberbande für die Nachhaltigkeit
Es war eine klassische Gründung aus eigenem Interesse heraus, erzählt Astrid Sönning. Als ihr Sohn klein war, wollte sie ihn in kuschelige Wollsachen kleiden. Nachhaltig und langlebig. Mit wenig Geld in der Tasche und leergefegten Second-Hand-Plattformen war die Suche sehr mühselig, deswegen entschied sie: Ich mache meinen eigenen Verleih. Das war die Geburt von Räubersachen.
Dort wo früher kleine Kinder den richtigen Schwung von Buchstaben geübt haben, laufen heute unentwegt die Waschmaschinen. Ein feiner, zitroniger Duft hängt in der Luft. Stoffe werden gebürstet, eingeweicht, zurecht gezogen und zum Trocknen aufgehängt. Und schließlich in Beutel und Kisten verpackt, sauber und mottensicher für die nächste Kundschaft. Mehrere Stunden Arbeit für ein Kleidungsstück.
Die Kunst des Lochstopfens
Bei Räubersachen wird die Kleidung nach unterschiedlichen Kategorien verliehen. Neu, gut und sehr gut bedeutet, dass die Kleidung entweder ungetragen oder nur kleine Reparaturen hat. Zur „Räubersache“ werden Bodys, Jacken, Leggins und Overalls dann, wenn man ihnen schon ansieht, dass sie wirklich häufig getragen worden sind. Sie tragen dann kunstvolle Flicken und Löcher sind mit Käfern, Birnen und Blumen überstickt. Eine Arbeit, die viel Zeit und Können erfordert.
„Nach kaputt kommt schöner“, das ist das Motto von Räubersachen. In einer alten Schule am Stadtrand von Halle (Saale) wäscht, bürstet, pflegt und repariert die „Räuberbande“ Baby- und Kinderkleidung aus Wolle und Wolle-Seide. detektor.fm-Redakteurin Sara-Marie Plekat hat sie für „Mission Energiewende“ bei ihrer Arbeit begleitet und von Gründerin Astrid Sönning erfahren, was es heißt, ein nachhaltiges Unternehmen in einem Wirtschaftssystem zu führen, das nicht auf Nachhaltigkeit ausgelegt ist. Und von Anke Hilnhagen hat sie erfahren, welche Möglichkeiten es gibt, Kleidung zu reparieren und wie man am besten Wolle pflegt.