Glasverkleidet durch die Wüste von Saudi-Arabien
Seit einem Jahr wird in der Wüste von Saudi-Arabien an der Mega-City „The Line“ gebaut. Ein bisschen Infrastruktur gibt es schon, aber noch ist da, wo einmal neun Millionen Menschen leben sollen, nur eine breite Furche im Wüstensand. Hier soll einmal ein 170 kilometerlanges, glasverkleidetes Gebäude stehen. „The Line“ ist Teil des Siedlungsprojekts NEOM, zu dem auch der schwimmende Industriekomplex „Oxygen“ und das Wintersport-Resort „Trojena“ gehören, wo 2029 die asiatischen Winterspiele stattfinden sollen. Mit diesen Bauprojekten will der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman Wohnraum schaffen, aber vor allem Investorinnen und Investoren ins Land locken.
„The Line“ — Eine Stadt für mehr Nachhaltigkeit?
Der Architekt Philip Oldfield von der University of New South Wales hat versucht, den CO₂-Fußabdruck dieser zukünftigen Stadt zu berechnen. Dafür hat er Vergleichswerte aus bereits bestehenden Städten in Saudi-Arabien gesammelt. Sein Fazit? Allein schon die Emissionen für den Bau werden alles, was danach kommt, überwiegen. Klar ist, bei der weltweit wachsenden Bevölkerungszahl brauchen wir neuen Wohnraum, allerdings, so Oldfield, ist die Frage, wie dieser Wohnraum entstehen soll. Eine Megametropole wie „The Line“ kann seiner Ansicht nach nicht auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sein. Vielmehr gehe es bei dem Projekt um Prestige und Macht. Beispielhaft hierfür seien mehrere Bauprojekte aus der Geschichte. So hielten etwa die reichsten Familien in Bologna einen Wettstreit darum, wer den höchsten Turm baut, um den eigenen Reichtum zu repräsentieren. Und in den 1930er-Jahren demonstrierten Gebäude wie das Chrysler Building oder der Rockefeller Tower ihre Macht gegenüber der Stadt.
170 Kilometer lang, 200 Meter breit und 500 Meter hoch — so soll die Megametropole „The Line“ in der saudischen Wüste stehen. Das Vorhaben zählt zu den wichtigsten Infrastrukturprojekten des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. In dieser Folge von „Mission Energiewende“ sprechen detektor.fm-Moderatorin Ina Lebedjew und ihre Kollegin Sara-Marie Plekat über das Projekt. Der Architekt Prof. Philip Oldfield von der University of New South Wales ordnet ein, wie nachhaltig dieses Bauprojekt ist, und der Politikwissenschaftler Dr. Tobias Zumbrägel vom Geographischen Institut Heidelberg erklärt, was das Ganze für die Klimapolitik von Saudi-Arabien bedeutet.