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Fusionen von Unternehmen sind in der heutigen Wirtschaftswelt keine Seltenheit mehr. Ob Bierkonzerne, Krankenkassen oder Hotelketten – bei einer Fusion verschmelzen mindestens zwei rechtlich selbstständige Unternehmen zu einer großen wirtschaftlichen Einheit. In der Regel bedeutet das auch, dass ein Unternehmen von einem anderen zumindest in Teilen übernommen wird.
Fusion zweier Genossenschaftsbanken
Im Bankensektor geschah dies zuletzt im Jahr 2010: Damals übernahm die Deutsche Bank zu Teilen die Postbank. Nun hat sich eine weitere Großfusion angekündigt: Die Genossenschaftsbanken DZ (Deutsche Zentral-Genossenschaftsbank) und WGZ (Westdeutsche-Genossenschafts-Zentralbank) wollen sich zusammenschließen. In den vergangen Jahren waren bereits vier solcher Fusions-Anläufe gescheitert.
Neben den privaten und den öffentlich-rechtlichen Banken bilden die Genossenschaftbanken die dritte Gruppe deutscher Kreditinstitute.
Das Besondere an Genossenschaftsbanken ist, dass man diese gegründet hat als so eine Art Selbsthilfeverein. Die Idee dahinter ist eher wie bei einem Verein und nicht wie bei einem kapitalgeleiteten Unternehmen. – Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft
Während die DZ deutschlandweit tätig ist, konzentriert sich das Geschäftsgebiet der WGZ ausschließlich auf Nordrhein-Westfalen. Somit ist die DZ auch die größere und einflussreichere der beiden Fusionäre. Beide Banken gehören als Zentralinstitute zu der genossenschaftlichen Finanzgruppe der Volks- und Raiffeinsenbanken.
Entstehung eines Milliardenkonzerns
Durch den Zusammenschluss der DZ und der WGZ wird ein Holdingmodell mit Dachgesellschaft angestrebt, dessen Bilanzsumme sich auf knapp 500 Milliarden Euro erstrecken soll. Dadurch wird die neue Holding die drittgrößte deutsche Bank hinter den beiden derzeitigen Markführern der Deutschen Bank und der Commerzbank.
Genossenschaftsbanken kommen in der Regel dann zur Geltung, wenn es um komplexere Transaktionen geht. Die Fusion ändert daher für reguläre Bankkunden eher wenig. Vor allem für größere Kunden könnte es Veränderungen geben.
Für die Kunden verändert sich womöglich auch etwas zu Nachteil. Die haben, wenn sie große Mittelständler sind und große Kredite brauchen, jetzt im genossenschaftlichen Lager nur noch einen Ansprechpartner und nicht mehr zwei, wie in der Vergangenheit. – Hans-Peter Burghof
An der Spitze der neuen Holding soll der derzeitige DZ Bank-Chef Wolfgang Kirsch stehen. Aufsichtsratsvorsitzender soll Hermann Gottschalk werden, der bisher noch das Kontrollgremium der DZ Bank leitet. Der Zusammenschluss soll ab August 2016 gelten.
Was die Fusion von DZ und WGZ Bank im Detail bedeutet und was sich für Kunden ändert, darüber hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim gesprochen.
Redaktion: Mirjam Ratmann