Silicon Valley aus Halle
In einer Hinterhofgarage in Halle an der Saale fängt alles an. Dort erfindet Kaethe Thiele 1951 die erste deutsche Backmischung. Es ist der Startschuss für ein Familienunternehmen, das Kaethe Thiele gemeinsam mit ihrem Ehemann Kurt gründet. Ein Name ist schnell gefunden: Kathi, zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben von Kaethe Thiele. Angesichts des ständigen Mangels an Zutaten finden die Kuchen, Suppen und Klöße aus der Tüte in der DDR schnell Anklang. Doch die DDR ist ein schwieriges Pflaster für private Unternehmen: 1972 wird der Familienbetrieb Kathi enteignet und als Volkseigener Betrieb Backmehlwerk Halle weitergeführt.
Kathi: die Nummer Eins im Osten
Heute ist Kathi im Osten zum Marktführer aufgestiegen, bundesweit verkauft nur Dr. Oetker mehr Backmischungen. Eine Erfolgsgeschichte, die kurz nach der Wende nicht vorherzusehen war. Noch auf dem Sterbebett hatte Rainer Thiele seiner Mutter Kaethe versprochen, den Betrieb zurückzugewinnen, sollte die DDR irgendwann nicht mehr existieren. Als es dann soweit war, hielt die Reprivatisierung für Rainer Thiele allerdings eine böse Überraschung parat: Die Unterlagen wurden von denselben Leuten bearbeitet, die zuvor seine Eltern enteignet hatten.
In dieser Folge des Mittelstands-Podcasts ist der Unternehmer Rainer Thiele zu Gast. Er hat das Familienunternehmen seiner Eltern nach der Wende reprivatisiert und fast zwei Jahrzehnte geleitet, bis er die Geschäftsführung 2008 an seinen Sohn Marco übergeben hat. Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Claudius Nießen erzählt Rainer Thiele, wie die allererste Kathi-Backmischung entstanden ist und warum Menschen im Lockdown wieder das Backen entdeckt haben.