Mittelstand präsentiert von Deutschland – made by Mittelstand. Eine Initiative der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken.
Im Mai 2010 bietet die Stuttgarter Börse zum ersten Mal die sogenannten Mittelstandsanleihen an. Nur wenige Jahre später gilt der Markt für Mittelstandsanleihen als tot. Deutsche Börsen ziehen sich zurück, Kleinanleger sind enttäuscht – und fürchten um ihr Geld. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
Wie Mittelstandsanleihen funktionieren
Die Grundidee der Mittelstandsanleihen klingt nicht unattraktiv: Mit den Wertpapieren können Privatleute an der Börse direkt in mittelständischen Unternehmen investieren.
Die Anleger leihen den Firmen dabei über einen gewissen Zeitraum Geld. Im Gegenzug werden ihnen lukrative Zinsen geboten, die jedes Tagesgeldkonto schlagen.
Die Mittelständler wiederum können sich mit den Anleihen unabhängig von den Kreditzusagen der Banken machen. Nach fünf Jahren bekommen die Anleger ihr geliehenes Geld vom Unternehmen wieder zurück.
Und so entstand ein sehr florierender Markt, weil auch mit sehr hohen Zinsen geworben wurde. Und man gedacht hat, deutscher Mittelstand: da ist was dahinter, da ist Substanz. – Marc Tüngler, Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz
Nicht ohne Risiko
Die Anleihen haben vom guten Ruf und Namen des Mittelstands profitiert. Der deutsche Mittelstand gilt als sicher, stabil und nicht an Spekulationen interessiert. Schließlich hatten die kleinen und mittleren Unternehmen die Finanzkrise von 2007 und die Pleite der Investment-Bank Lehman Brothers relativ unbeschadet überstanden.
Ein Investment in Mittelstandsanleihen erschien deswegen vielen Anlegern als vergleichsweise sicher, trotz einiger Warnungen. Doch besonders hohe Zinsen stehen in der Finanzwelt meist auch für ein besonders hohes Risiko – auch wenn die unter dem Gütesiegel Mittelstand daherkommen. Und so kam es auch hier.
Denn nicht nur das Unternehmen German Pellets konnte seine Versprechen an der Börse nicht halten. Jede fünfte Anleihe aus dem Mittelstand ist bisher ausgefallen, das heißt: entweder wurden die versprochenen Zinsen nicht gezahlt oder das Unternehmen ist pleite gegangen. Die Börse in Düsseldorf hat inzwischen sogar den Begriff „Mittelstand“ aus dem Namen der Anleihen gestrichen.
Wie das Zusammenspiel von Mittelstand und Börse bisher funktioniert hat, darüber berichtet detektor.fm-Redakteur Sandro Schroeder.
Hintergrund: Der Fall German Pellets
German Pellets aus Wismar ist nach eigenen Angaben der weltweit größte Hersteller von Holzpellets. Das sind kleine Holz-Stäbchen, die aus Säge-Abfällen gepresst werden und mit denen klimaneutral geheizt werden kann.
Auch German Pellets hatte 2011 eine erste Mittelstandsanleihe an die Börse gebracht. Es folgten weitere. Insgesamt hat sich die Firma bei schätzungsweise 12.000 Anlegern über 220 Millionen Euro über Anleihen geliehen.
Nun hat das Unternehmen aus Wismar Anfang Februar Insolvenz angemeldet. Für die Anleger sind die Aussichten damit denkbar schlecht.
Auf den Markt der Mittelstandsanleihen hingegen hat die Insolvenz der Pellet-Firma eine ähnliche verheerende Wirkung, wie die Pleite von Lehmann Brothers 2008 für die Investmenbanken hatte: Der Ruf ist ruiniert.
Redaktion: Sandro Schroeder / Musik im Beitrag: Strings 1 von Klaudux unter CC0 1.0.
Die Serie Mittelstand gibt es auch als Podcast.