Am Dienstag hat die OECD die Ergebnisse einer Untersuchung des internationalen Arbeitsmarkts zwischen 1995 und 2015 präsentiert. Besonders auffällig ist die Polarisierung der Jobmärkte. Denn der Anteil der Arbeitskräfte mittlerer Qualifikation fiel in den beobachteten Industriestaaten um fast zehn Prozentpunkte. Dafür stiegen sowohl der Anteil der niedriger qualifizierten (um 3,4 Prozent) als auch der höher qualifizierten Arbeitskräfte (um 4,7 Prozent) an.
Woran liegt das?
Die OECD spricht von einer Deindustrialisierung. Das heißt, dass der Sektor des produzierenden Gewerbes generell wesentlich zurückgeht. Stattdessen wachsen die Jobchancen im Dienstleistungssektor. Dieser Strukturwandel verursachte laut der Studie etwa ein Drittel der beobachteten „Beschäftigungspolarisierung“.
Ein weiterer Grund für die Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt ist der technologische Fortschritt. Dieser sorgt nämlich im produzierenden Gewerbe für Veränderungen der Beschäftigungsstruktur. Denn der Umgang mit neuen Geräten erfordert eine Weiterbildung, also eine höhere Qualifikation der Mitarbeiter.
Was nun, OECD?
Der Einfluss der genannten Faktoren wird laut OECD auch in Zukunft keineswegs aufhören. Deshalb appelliert die Organisation an die Regierungen. Sie sollten sich besser um die Aus- und Weiterbildung der Arbeitnehmer kümmern. Besonders Arbeitssuchende hätten bessere Chancen, wenn man sie entsprechend den Anforderungen vorbereiten würde.
Tipps für Deutschland
Der deutsche Arbeitsmarkt ist im Vergleich mit den anderen OECD-Ländern positiv aufgefallen. Denn Deutschland hat im internationalen Vergleich einen überdurchschnittlichen Beschäftigungsgrad. Außerdem hat Deutschland bei Einkommenshöhe und Arbeitsplatzsicherheit gut abgeschnitten. Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) kann der OECD jedoch nur teilweise zustimmen:
In Deutschland zieht die Beschäftigung generell an. Das heißt aber, es gibt zusätzlich Jobs und dass sowohl für Hochqualifizierte als auch für Mittelqualifizierte und zum Beispiel Menschen ohne Berufsausbildung. – Karl Brenke, Vorstandsmitglied des DIW
Der Wirtschaftsforscher sieht die Probleme anderswo:
Immer mehr junge Leute gehen an die Hochschulen und damit bleiben viele Lehrstellen unvergeben. Und wenn die Lehrlinge fehlen, fehlen über kurz oder lang auch die Fachkräfte. – Karl Brenke
Im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert hat Wirtschaftsforscher Karl Brenke einen Überblick über die aktuelle Lage des deutschen Arbeitsmarktes gegeben.