Was meint Solidarität
2020 müsste als das Jahr der Solidarität in die Geschichte eingehen. Zumindest wenn man sich daran orientiert, wie oft der Begriff im öffentlichen Diskurs genutzt wurde. Zusammenhalten und auch mal die Mitmenschen im Blick haben, wurde landauf landab gepredigt. Ob das geklappt hat, lässt sich schwer beantworten. Aber auch an der Arbeitswelt ging dieser Diskurs nicht spurlos vorüber.
Immer mehr junge Menschen drängen auf den Arbeitsmarkt. Und natürlich fordern diese andere Arbeitsbedingungen als noch vor vierzig Jahren. Unternehmen müssen sich anpassen, um ihren Status als attraktive Arbeitgeber zu behalten. Mehr und mehr rückt auch das Miteinander in den Mittelpunkt. Ellbogen ausfahren und sich als Einzelkämpfer durchsetzen ist out. Doch wie können Strukturen aussehen, in denen Achtsamkeit am Arbeitsplatz zur Selbstverständlichkeit wird?
Das Aus der Ellbogen-Gesellschaft?
Die Pandemie, mit ihren neuen Bedingungen, kann als „Testphase“ für neue Konzepte der Arbeit betrachtet werden. Ganz konkrete Beispiele von Solidarität am Arbeitsplatz gibt es in dieser Testphase einige. Wie sieht die Situation daheim aus? Können Menschen mit Kindern ihre Arbeit anders organisieren? Wie steht es um die psychische Gesundheit in diesen schweren Zeiten? Das sind neue Fragestellungen für Vorgesetzte wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Aber natürlich schafft die Pandemie auch ihre Negativbeispiele. Die schrecklichen Arbeitsbedingungen in vielen Sektoren waren ein Offenbarungseid. Von den Spargelstechern aus dem europäischen Ausland bis zu den überarbeiteten Pflegekräften in den Krankenhäusern gab es wenig Lobeshymnen auf die neue Solidarität am Arbeitsplatz zu hören. Aber New Work trägt ja nicht umsonst das Wort „New“ im Namen. Die Entwicklung steht also noch am Anfang.
Wo Karriere und Aufstiegschancen lange die Leitbegriffe waren, wird es immer wichtiger zusammenzuarbeiten. Und zwar gerne. Wie können Unternehmen solidarischer werden? Und ist die Zeit des Individuums vorbei? Komplexe Fragen, denen sich die Autorinnen des Buches „New Work needs inner Work“, Joana Breidenbach und Bettina Rollow zusammen mit detektor.fm-Moderatorin Marie-Sophie Schiller in dieser Folge von „Ist New Work die Lösung?“ widmen.