Es nicht allzu lange her, da haben die Verbraucher noch wegen der hohen Spritpreise gestöhnt. Autofahrer und Ölheizungsbesitzer sind momentan ruhig gestellt. Denn der Preis für ein Barrel (160 Liter) Rohöl ist zwischenzeitlich auf unter 30 Dollar abgestürzt. So günstig ist Öl zuletzt 2004 gewesen. Vor nicht einmal zwei Jahren war der Ölpreis noch beinahe viermal so hoch. Wie konnte es zum Preisverfall kommen und welche Interessen stehen dahinter?
Konventionelle Förderung vs. Fracking
In den USA hat sich die hierzulande äußerst umstrittene Fördermethode des Frackings durchgesetzt. Dabei wird Wasser oder auch Quarzsand durch Gesteinsschichten gepresst, um Erdöl oder -gas freizusetzen. Das ist nicht billig. Fracking ist deutlich teurer als die konventionelle Öl-Förderung. Das nutzt Saudi-Arabien aus: denn das Königreich fördert mehr und mehr Öl und drückt somit den Preis. Die Folge? Fracking wird unrentabler und die USA werden gezwungen, wieder mehr Öl zu importieren.
Ölpreis: Andere Staaten leiden unter Preistief
In Staaten wie Russland oder Venezuela schaut man besonders kritisch auf diesen Preiskampf. Denn beide Länder stützen ihren Staatshaushalt in erheblichem Maße auf Einnahmen aus der Rohstoffförderung. Der Preisverfall verursacht also eine signifikante Lücke in den Haushalten der Staaten. In Venezuela hat das schon dazu geführt, dass die sozialistische Regierung bei der letzten Wahl im November gestürzt worden ist. Auch Wladimir Putin hat ein gewisses Interesse an einer Stabilisierung des Ölpreises. Wirtschaftsanalysten wie Morgan Stanley oder Goldman Sachs prognostizieren aber das genaue Gegenteil. Den Verbraucher wird es freuen, Energiepolitiker weniger.
Im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser erklärt Christian Dreger vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die Zusammenhänge des sinkenden Ölpreises.
Redaktion. André Beyer