Ölpreis im freien Fall
Wer in den heutigen Tagen eine Tankstelle besucht, ist positiv überrascht: Die Preise für Superbenzin und Diesel sind in den letzten Monaten laufend gesunken und markieren inzwischen ein Dreijahres-Tief. Diese Entwicklung mag so gar nicht zu dem passen, was seit den siebziger Jahren gepredigt wurde: Die Rohstoffvorräte gehen zur Neige, die Erde wird in wenigen Jahrzehnten ausgebeutet sein.
Boom dank Fracking
Grund ist vor Allem die umstrittene Fördermethode Fracking, bei der unter Verwendung von viel Wasser und Chemikalien tiefliegende Gesteinsschichten aufgebrochen werden, um Gas und Öl freizulegen. Gerade die USA nutzen Fracking, um die eigene Abhängigkeit von Russland und den arabischen Ölstaaten zu verringern. Für diese bisherigen Hauptproduzenten von Öl und Gas kommt diese Entwicklung mehr als unpassend. Da die USA sich so zu einem großen Teil selbst versorgen können, müssen sie ihre Produkte vorallem auf dem europäischen Markt anbieten. Dadurch sinken die Preise und den Ölstaaten brechen Einnahmen weg. Auf lange Sicht werden sie ihre Haushalte so nicht finanzieren können.
OPEC im Kamikaze-Einsatz
Das Ölkartell OPEC sorgte in Vergangenheit selbst für eine Verknappung der Nachfrage. Als die Preise fielen, fuhren sie ihre Produktionen herunter. Diesmal produzieren die Ölstaaten umso mehr Öl, was in Kombination mit den neuen Fracking-Quellen zu einer Schwemme führt. Das Ziel: Den Preis so weit drücken, dass Fracking sich nicht mehr lohnt. Rentabel wurde diese Technologie erst, als die Preise pro Barrel bei über 100 Dollar lagen – inzwischen sind sie auf knapp 80 Dollar gesunken. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, könnten Investoren für die Fracking-Felder verloren gehen und die Ölstaaten ihre Marktmacht zurückgewinnen.
Zukunftsaussichten
Wie die Entwicklung weitergehen wird, ob wir auch vom ISIS-Öl profitieren und wann das Ende des Abwärtstrends zu erwarten ist, darüber haben wir mit dem Rohstoffexperten der Commerzbank Carsten Fritsch gesprochen.