Es ist ein spektakulärer Coup, ein Scoop für die Süddeutsche Zeitung und eine Recherche, die sogar Edward Snowden als „größten Leak in der Geschichte des Datenjournalismus“ adelte. Am Ende haben 400 Journalistinnen und Journalisten von 100 Medien aus 80 Ländern an der Veröffentlichung gearbeitet.
Seit diese Medien in aller Welt am vergangenen Sonntag zeitgleich angefangen haben, ihre Analysen der Panama-Papers zu veröffentlichen, und ungezählte andere nachzogen, vergeht kaum ein Tag, ohne dass neue Entwicklungen und Verstrickungen bekannt werden. Die Regierung von Panama sieht sich inzwischen in der Pflicht, die Praxis der Briefkastenfirmen in ihrem Land zumindest zu untersuchen, der isländische Regierungschef wird zum Rücktritt gezwungen und bei der UEFA findet eine Hausdurchsuchung statt.
Panama Papers: Viel Leak um nichts?
Die Berichterstattung ist laut, grell und mächtig. „Tritt man aber einen Schritt zurück, mehren sich Fragezeichen“, schreibt Stefan Winterbauer bei meedia. „Das Datenleck selbst scheint die weitaus größere Story zu sein als das, was das Leck zu Tage fördert“ – und so bleibt am Ende womöglich weit mehr PR in eigener Sache als Aufklärungsleistung. Dazu passt auch das zugehörige Buch: veröffentlicht termingerecht, entsprechend groß angekündigt, das „sich ebenfalls größtenteils um den Vorgang der Enthüllung dreht und weniger um das Enthüllte“.
Warum er den Panama Leaks einen „zweifelhaften Erkenntnisgewinn“ bescheinigt, hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser den Medienjournalisten Stefan Winterbauer gefragt.