2009 wollte Porsche zum ganz großen Wurf ausholen – und den großen Automobil-Bruder Volkswagen übernehmen. Das Unterfangen scheiterte und zog einen langen juristischen Rattenschwanz nach sich.
Ein kaum übersehbarer Rechtsstreit
Vor dem Stuttgarter Landgericht klagen nun 24 Hedgefonds gemeinsam gegen Porsche. Vor drei Jahren versuchten sie das an New Yorker Gerichten schon einmal – scheiterten jedoch. Der oberste Gerichtshof des Staates New York befand sich für nicht zuständig. In Stuttgart wird nun ein zweiter Anlauf gewagt. Dabei sind Hedgefonds wie „Royal Capital“ oder „Tiger Global“, die – ihrem Namen entsprechend – über „königlich“ viel Kapital verfügen.
Auch am Braunschweiger Landgericht sind bereits vier Klagen anhängig, die Verfahren allerdings noch nicht eröffnet. An der Kartellkammer am Landgericht Hannover klagen sieben Investmentfonds auf über zwei Milliarden Euro. Der Rechtsstreit ist mittlerweile so unübersichtlich geworden, dass Anwälte sogar Skizzen zur Hilfe nehmen, um den Durchblick nicht zu verlieren.
Einmal Hüh und einmal Hop
Die Hedgefonds und Privatanleger werfen der Führung der Porsche Holding vorsätzliche Schädigung vor. Denn im März 2008 versichterte das Unternehmen noch, keinen Kauf des Riesenkonzerns VW anzustreben. Man begnüge sich mit den Mehrheitsanteilen, wolle aber nicht 75 Prozent der VW-Aktien erwerben, hieß es in der Mitteilung des Aufsichtsrats. Die Anleger witterten nun die Chance auf großes Geld und spekulierten auf fallende Kurse der Volkswagen-Aktien. Im Oktober 2008 nahm Porsche jedoch Abstand von vorherigen Aussagen: man wollte nun doch VW übernehmen und den eigenen Anteil auf 75 Prozent an Volkswagen steigern. Daraufhin geriet der Finanzmarkt in Aufruhr und die Aktienpreise stiegen in schwindelerregende Höhen. Und die Anleger mussten die Aktien zu jedem Preis zurück kaufen.
Worum es in den Verfahren nun geht und wer hier mit wem im Streit liegt: Annette Kammerer hat die Fakten zusammen getragen.