Konflikte mit der Krankenkasse, dem Arzt oder der Klinik – bei vielen dieser Probleme wenden sich Menschen an die Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD). Im Jahr 2000 ins Leben gerufen, organisierten die Beratungsstelle zuletzt gemeinsam der Sozialverband Vdk Deutschland, der Verbraucherzentrale-Bundesverband und der Verbund Unabhängige Patientenberatung.
Seit diesem Jahr aber wird sie von einem Privatunternehmen betrieben. Die Firma Sanvartis betreibt Callcenter für Kunden aus dem Medizin-Bereich – darunter auch Krankenkassen, Kliniken und Pharmaunternehmen. Damit arbeitet Sanvartis eng mit den Akteuren zusammen, mit denen Patienten oft im Konflikt stehen, wenn sie Beratung suchen. Kritiker fürchten dadurch einen Interessenskonflikt bei der Beratung von Patienten.
Schnellere, bessere, effizientere Patientenberatung
Aber: Erste Probeanrufe ergaben eine schnellere Beratung. Vor dem Wechsel mussten Patienten im Schnitt 2,8 Mal anrufen, um zu einem geeigneten Berater durchzukommen. Diese Zahl ist auf 1,5 Anrufe zurückgegangen. Außerdem sind die Berater der UPD wochentags bis 22:00 Uhr sowie samstags 18:00 Uhr und damit deutlich länger als bisher über eine bundesweit kostenfreie Rufnummer erreichbar. Dafür erhält die neue UPD auch mehr Fördermittel.
Dieses Mehr an Fördermitteln muss den Bürgerinnen und Bürgern ganz praktisch zugutekommen und zu einem wirksamen Ausbau der Patientenberatung führen – hin zu einer besseren Erreichbarkeit, mehr Qualität, mehr Regionalität und mehr Bürgernähe. – Karl-Josef Laumann, Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit
Reicht die Kontrolle?
Für die UPD hat Sanvartis eine eigenständige und gemeinnützige Gesellschaft gegründet, deren einzige Gesellschafterin allerdings das Unternehmen selbst ist. Zwar soll es neben der Kontrollfunktion des wissenschaftlichen Beirates einen Auditor geben. Der Auditor soll unabhängig sein und jederzeit unangekündigt Kontrollen durchführen. Bis zuletzt war allerdings noch kein Auditor im Amt.
Einige Mitglieder des wissenschaftlichen Beirates haben aus Protest gegen den Trägerwechsel ihr Amt verlassen. Darunter auch der Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Prof. Rolf Rosenbrock.
Die Interessen von gewinnorientierten Unternehmen sind nicht, dass speziell sozial benachteiligte Patienten besonders schlau gemacht werden, um ihre Rechte in Anspruch zu nehmen. – Prof. Rolf Rosenbrock, Gesundheitswissenschaftler
Über die möglichen Folgen des Anbieterwechsels der Patienberatung UPD hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Prof. Rolf Rosenbrock gesprochen.