Die Schweiz ist ein kleines und gleichzeitig sehr abgeschottetes Land. Aus diesem Grund macht es seine eigene Geldpolitik und die sorgt bei internationalen Anlegern momentan für große Kopfschmerzen. Die schweizerische Nationalbank hat sich am 15. Januar dazu entschlossen, den Schweizer Franken nicht mehr an den Euro zu ketten. Bis dahin hat der Wechselkurs festgestanden – für einen Euro bekam man mindestens 1,20 Franken. Seit einigen Tagen gilt dieser feste Wechselkurs nicht mehr. Der Franken geht seitdem durch die Decke.
Chaos an den Börsen
Der Schweizer Franken gilt als stabile Währung, weshalb viele Anleger in die Währung investieren. Nun ist der Wechselkurs bereits auf einem Niveau von fast 1:1 zum Euro. Das bedeutet auch: Exportgüter aus der Schweiz werden für die Euro-Zone um bis zu 20 Prozent teurer. Ein Desaster für die exportorientierte Schweizer Wirtschaft. Der Schweizerische Börsenindex ist zwischenzeitlich um bis zu 15 Prozent abgestürzt.
Schwierige Zeiten für Tourismus, Export und Anleger
Durch die Entscheidung der Notenbank verlieren praktisch alle Beteiligten. Ausländische Anleger und auch Kommunen, die in der Schweiz vermeintlich günstige Kredite abgeschlossen hatten, haben durch den neuen Wechselkurs herbe Verluste zu beklagen. Ein Beispiel: Die Stadt Dortmund hat in der Schweiz Kredite in Schweizer Franken aufgenommen. Zurückzahlen muss sie diese Kredite aber in Euro, der nun deutlich schwächer steht. Verluste in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe sind die Folge.
Der Tourismus in der Schweiz leidet ebenso wie der Export. Ein gewöhnlicher Espresso kostet inzwischen knapp fünf Euro. Kurzfristige Gewinner sind lediglich die Schweizer Bürger, die jetzt im Ausland äußerst günstig einkaufen können und damit profitieren auch die grenznahen Geschäfte in Deutschland oder Österreich. Doch falls die Löhne durch die Export-Verluste angeglichen werden müssen, könnte sich dieser Vorteil in Luft auflösen.
Über die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank und die Folgen für die Schweiz und Europa hat detektor.fm-Moderator Alex Hertel mit Peter Bofinger gesprochen. Er ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg und als einer der fünf Wirtschaftswaisen berät er die Bundesregierung.
Redaktion: Javan Wenz