Ist alkoholfreies Bier die neue Limo?
Früher Notlösung, heute Mode- und Lifestylegetränk. Alkoholfreies Bier wird offenbar für Erwachsene mehr und mehr zur neuen Limonade. Seit 1979 gibt es Bier ohne Alkohol. Doch erst in den letzten Jahren erlebt es den großen Durchbruch. Die perfekte Gratis-Werbung hat zuletzt Barack Obama geliefert. Denn die Bilder des US-Präsidenten, der beim G-7-Gipfel im bayerischen Elmau inmitten von Gamsbart-tragenden Männern ein alkoholfreies Weißbier genießt, sind um die ganze Welt gegangen. Auch der Blick auf die Statistik belegt den Aufschwung des Alkoholfreien. Etwa fünf Millionen Hektoliter alkoholfreies Bier sind 2014 in Deutschland hergestellt worden, meldet das Statistische Bundesamt. Lediglich Pils, Exportbier und Weizen werden in noch größeren Mengen produziert. Der Marktanteil ist mit dem erstmaligen Durchbruch der Fünf-Millionen-Grenze schon auf fast sechs Prozent geklettert. Das alkoholfreie Bier ist damit längst kein Nischenprodukt mehr.
Der neueste Trend
Die Branche ist vom Erfolg positiv überrascht. So ist die Produktion von alkoholfreiem Bier seit 2010 um über 50 Prozent gewachsen. Gegenüber 2008 hat sich der Markt mittlerweile sogar verdoppelt. Die Anzahl der Alkoholfrei-Varianten steigt derweil weiter. Neuester Trend sind alkoholfreie Varianten von Biermischgetränken. Das Radler steht hier an der Spitze, doch es finden sich auch andere eher exotische Sorten, wie z.B. Weizen-Zitrone-alkoholfrei oder Weizen-Holunder-alkoholfrei. Auf solche Experimente aber scheinen die Deutschen Nichttrinker gewartet zu haben. Denn während sich die Mix-Biere insgesamt schlechter verkaufen, verzeichen die alkoholfreien Sorten ordentlich Zuwachs. Im Gegensatz zu den bisherigen Neuerungen bei Biermischgetränken, deren Faszination insbesondere auf die jungen Erwachsenen begrenzt war, können alkoholfreie Varianten die ganze Familie und besonders auch Sportler als Zielgruppe erreichen. Für Sportler ist das alkoholfreie Bier interessant, da es einen hohen der Gehalt an Mineralstoffen und Spurenelementen aufweist und es damit ein perfektes isotonischen Getränk ist.
Kritik am Alkoholfreien
Verbraucherschützer betrachten die alkoholfreien Biere aber mit Skepsis. Sogar von Täuschung ist schon die Rede gewesen. Sie fürchten, Kinder- und Jugendliche werden so leichter an Bier gewöhnt und kritisieren zudem die Bezeichnung „alkoholfrei“, da unabhängig vom Herstellungsverfahren oftmals ein kleiner Rest Alkohol übrigbleibt. Die Brauereien bewegen sich jedoch im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben. Eine Änderung ist momentan nicht geplant. Nicht nur alkoholfreies Bier enthält einen Restalkohol-Gehalt, auch andere Lebensmittel weisen aufgrund natürlicher Gärprozesse geringe Alkoholspuren auf. Beispielsweise enthält Kefir Experten zufolge stattliche 2,0 Volumenprozent Alkohol, bei reifen Bananen sind es 0,6 Prozent, bei Traubensaft 0,4, bei Sauerkraut 0,5 und bei Weißbrot wie auch Apfelschorle immerhin noch 0,2 Volumenprozent. Diese Lebensmittel stehen damit auf einer Stufe mit alkoholfreiem Bier.
Sepp Gail vom Verband des Deutschen Getränke-Einzelhandels beobachtet die Entwicklungen auf dem Markt schon von Berufs wegen. Mit ihm hat detektor.fm-Moderator Christian Bollert über die jüngste Erfolgsgeschichte des alkoholfreien Bieres gesprochen.
Redaktion: Carsten Jänicke