An Universitäten in Deutschland gilt die sogenannte Forschungsfreiheit. Jeder Wissenschaftler darf an einer Forschungsfrage arbeiten und seine Ergebnisse darüber veröffentlichen. Ganz unabhängig von äußeren Einflussnahmen – zumindest theoretisch ist das so.
Doch Forschung ist teuer, das ist klar. Deshalb bekommen viele Universitäten finanzielle Unterstützung von Stiftungen. Was aber, wenn sich die Geldgeber dadurch konkrete Einflussnahme auf die Universität erkaufen?
Werden deutsche Universitäten bestochen?
Um diese Frage geht es momentan im Fall der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Die Boehringer Ingelheim Stiftung spendete der Universität insgesamt 150 Millionen Euro. Diese ist nicht nur zufällig Namensvetterin des großen Pharmakonzerns Boehringer Ingelheim. Zwar ist die Stiftung formal und inhaltlich unabhängig, aber viele Manager sitzen wechselseitig in den Gremien von Pharmakonzern und Stiftung.
Hinter dem Cover der Universität steckt dann ein privater Pharmakonzern, der über die Universität seine Forschung entwickeln kann und entsprechend profitiert. – Thomas Leif, Journalist
Im Gegenzug für ihre großzügige Spende darf die Stiftung Veröffentlichungen kontrollieren und bei der Berufung von Professoren ein Veto einlegen. Das sei ein klarer Angriff auf die Forschungsfreiheit, meint der Politologe und Journalist Thomas Leif. Damit könnte ein Präzedenzfall geschaffen werden.
Was steckt in den Verträgen?
Leif war es auch, der mit einer Klage vor dem Mainzer Verwaltungsgericht bewirkt hat, dass die Verträge zwischen Universität und Stiftung öffentlich zugänglich wurden. Nach diesem Gerichtsurteil räumte Georg Krausch, der Präsident der Universität Mainz, auf einer Pressekonferenz ein, dass der Stiftung unzulässige Mitspracherechte eingeräumt worden seien. Die Verträge müssten geändert werden. Der deutsche Hochschulverband hat sie ebenfalls als rechtswidrig erklärt.
Doch das Wissenschaftsministerium in Rheinland-Pfalz hingegen meint, an den Verträgen sei rechtlich nichts zu beanstanden.
detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert hat mit dem Journalisten und Politologen Thomas Leif über die Hintergründe dieses Falls gesprochen.