Alle gegen Elsevier
Gut 60 wissenschaftliche Bibliotheken haben angekündigt, ihre Verträge mit dem führenden Wissenschaftsverlag Elsevier zum Jahresende auslaufen zu lassen. Sie kritisieren zu hohe Preise für Journale, Lehrbücher und Aufsätze. Ein Jahresabonnement des Journals „Biochimica et Biophysica“ kostet beispielsweise 24.000 Euro. Darüber hinaus fordern die Bibliotheken, alle Veröffentlichungen deutscher Autoren auf das sogenannte Open-Access-Modell umzustellen. Eine Einigung mit Elsevier konnte bisher nicht erreicht werden.
Kritik der HRK
Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Horst Hippler, kritisiert den niederländischen Verlag. Er nutze seine marktbeherrschende Stellung aus, um unverhältnismäßig hohe Preise zu verlangen, so Hippler. Die Universitätsbibliotheken sind jedoch in einer vergleichsweise schlechten Verhandlungsposition. Denn ihre Wissenschaftler sind auf Elsevier-Publikationen angewiesen.
Der Verlag wies zuletzt einen Umsatz von 2,3 Milliarden Pfund aus. Der Gewinn betrug dabei 853 Millionen Pfund (37 Prozent). Der österreichische Wissenschaftsforscher Gerhard Fröhlich spricht daher von Gewinnraten wie im „Waffen- und im Drogenhandel.“
Vorbild Schweiz?
In der Schweiz wurde daher beschlossen, ab 2024 öffentlich finanzierte Forschung ausschließlich im Open-Access-Verfahren zu veröffentlichen. Der Vorstoß der deutschen Bibliotheken ist Teil einer umfassenderen Bewegung, die sich gegen wissenschaftliche Verlage richtet. Neben zu hohen Preisen wird auch das Outsourcing des Lektorats in Niedriglohnländer kritisiert.
detektor.fm-Redakteur Adrian Breda hat sich den Konflikt zwischen Wissenschaftsverlagen und Bibliotheken genauer angeschaut.