Drei Jahre lang hat die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung etwa 10.000 Beschäftigte befragt, nun liegen die Ergebnisse vor: Die Deutschen sind mit ihren Arbeitszeiten unzufrieden. 40 Prozent wollen sie verkürzen, zwölf Prozent gern verlängern. Interessant hierbei ist, dass viele männliche Beschäftigte weniger arbeiten wollen. Bei dem Wunsch nach Verlängerung liegen hingegen die Frauen ganz vorn.
Arbeitszeiten als Indiz für neue Rollenbilder
Was für ein Bild über die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt entsteht dadurch? Klar ist, dass viele Frauen immer noch oft Teilzeitstellen haben. Sie werden weiterhin durch den Gender Pay Gap benachteiligt, der Verdienstabstand stagniert seit Jahren, dennoch arbeiten heute so viele Frauen wie noch nie. Streben sie nach mehr Bezahlung und Karriereoptionen?
Auch der Wunsch der männlichen Arbeitnehmer nach kürzeren Arbeitszeiten deutet auf neue Rollenbilder hin: Sie würden demnach bei weniger Arbeit sogar auf einen Teil ihres Lohnes verzichten. Die Vermutung, dass sie stattdessen mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen würden, liegt für einige Beobachter zumindest nahe. Zeigt die Studie also einen Trend der Annäherung der Geschlechter?
Notwendige Konsequenzen
Beiden Geschlechtern ist es jedoch im Laufe der dreijährigen Studie kaum gelungen, ihren Änderungswunsch zu verwirklichen. Die Forscher machen dafür fehlende Regeln zu Wahlarbeitszeiten verantwortlich.
Die SPD und Familienministerin Schwesig fordern schon seit Jahren für junge Eltern eine 30-Stunden-Woche für beide Elternteile. Auch in Schweden hat es bereits erfolgreiche Experimente zur Verkürzung der Vollzeit gegeben. Da kann sich die Böckler-Studie nun einreihen: Laut den Befragten macht eine wöchentliche Arbeitszeit von durchschnittlich 35 Stunden am glücklichsten.
Über die Studie der Böckler-Stiftung und das Licht, was sie auf bestehende Geschlechterverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt wirft, hat detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit Susanne Wanger vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) geredet.
Redaktion: Natalie Meinert