Der Deal schien schon in trockenen Tüchern: Im Oktober 2014 hat die Unternehmensgruppe Tengelmann angekündigt, sich aus dem Supermarktgeschäft zurückzuziehen. Konkurrent und Marktführer Edeka wollte die Filialen übernehmen. Jetzt hat das Bundeskartellamt den Parteien mitgeteilt, dass es die geplante Übernahme in dieser Form nicht erlauben wird. Die Frist für die abschließende Entscheidung endet am 6. März. Bis dahin können Tengelmann und Edeka die Frist verlängern lassen und ihre Pläne überarbeiten.
Vier Gruppen teilen sich den Markt untereinander auf
Kartellamts-Präsident Andreas Mundt begründet die Entscheidung damit, dass sich durch die Übernahme die „ohnehin stark konzentrierten Marktstrukturen insbesondere in Berlin, München und einzelnen größeren Städten in Nordrhein-Westfalen noch weiter verdichten würden. Tatsächlich teilen sich bereits jetzt vier Gruppen – Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe mit Kaufland und Lidl – mehr als achtzig Prozent des gesamten Einzelhandels für Lebensmittel, wie eine Untersuchung des Kartellamts von September 2014 zeigt. Schon da sprach Mundt von einer „Verschlechterung der Wettbewerbsverhältnisse“. Tengelmann dagegen kommt nicht einmal auf einen Prozent Marktanteil.
Wer rettet die 16.000 Arbeitsplätze?
Klar ist, dass sich für Tengelmann das Supermarkt-Geschäft nicht mehr rentiert – und das seit Jahren. Sofern sich Tengelmann und Edeka nicht doch mit dem Kartellamt einigen können, müssen die 450 Filialen mit fast 16.000 Arbeitsplätzen einen anderen Eigentümer finden – oder die Filialen werden geschlossen. Auch hier droht ein Dilemma, denn die einzigen Händler, die eine solche Übernahme stemmen können, sind die, die das Kartellamt bereits wegen der Gefahr eines Oligopols kritisch beäugt.
Unsere Moderatorin Maj Schweigler sprach mit dem Wirtschaftswissenschaftler Thomas Roeb über die Vorgänge am Markt und darüber, warum das Bundeskartellamt die Geister, die es rief, jetzt nicht mehr loswird.
Redaktion: Lucas Kreling