Komplexes System
Bald wird der Grüne Punkt 30 Jahre alt. Seit seiner Erfindung ist er nicht nur zum Symbol für die Wiederverwertbarkeit einer Verpackung geworden, sondern steht vielmehr auch stellvertretend für das gute Gewissen der vermüllten Gesellschaft. Immerhin tut man etwas gutes, wenn man seinen Müll gewissenhaft trennt. Rohstoffe sind nicht unendlich vorhanden und können so wiederverwertet werden. Pro Jahr produziert jeder Deutsche allerdings 220 Kilogramm Verpackungsmüll.
Für den Verbraucher bedeutet der Grüne Punkt lediglich, dass die Verpackung in die gelbe Tonne muss. Für Supermärkte und Händler ist es nicht so einfach. Der Grüne Punkt gehört zu den sogenannten dualen Systemen. Neben dem grünen Punkt gibt es mittlerweile noch neun weitere Anbieter, die sich dem Recycling widmen. Supermärkte und Händler müssen sich entscheiden mit welchem der Systeme sie arbeiten wollen. Die beauftragen mit dem Geld der Supermärkte und Händler wiederum die Müllabfuhr, die den Müll in den gelben Säcken und Tonnen einsammelt. So kümmern sich die Dualen Systeme um die Sortierung und Wiederaufbereitung des Mülls. Daraus hat sich ein knallhartes Geschäft entwickelt, denn die dualen Systeme drücken die Preise in den Keller. Eines ist schon pleite gegangen.
Das Gesetz soll es regeln
Das hat weitreichende Folgen für alle Akteure. Wenn ein System Insolvenz anmeldet, muss weiterhin für die Abholung des entsprechenden Kunststoffmülls gesorgt werden. Dafür zahlen schlussendlich Kunden, Kommunen und Wettbewerber. Dem soll ein neues Verpackungsgesetz entgegenwirken. Schrittweise sollen damit die Recyclingquoten erhöht werden, auf 58 Prozent im nächsten Jahr. Bis 2022 sogar auf 63 Prozent. Zum Vergleich: heute liegt die gesetzliche Quote bei gerade mal bei 36 Prozent.
Für die Einhaltung soll eine Kontrollstelle zuständig sein. Außerdem sollen nach dem neuen Verpackungsgesetz die Systeme die Händler belohnen, deren Verpackungen besonders gut recycelbar sind. Sie sollen ein finanzielles Anreizsystem schaffen. Wie die Umsetzung genau aussehen kann, ist noch nicht klar. Auch die Finanzierung wirft noch Fragen auf.
Wenn die Händler und Supermärkte mehr für ihre Verpackungen bezahlen müssen, dann rechnen sie es am Ende an der Supermarktkasse drauf. Aber im Prinzip zahlen wir heute alle schon ein bisschen dafür mit. – Jacqueline Goebel, Redakteurin bei der WirtschaftsWoche
Jacqueline Goebel von der WirtschaftsWoche spricht mit detektor.fm-Moderatorin Carina Fron über die Krise im Recycling.